Journalistisches Genre: die Meldung

Meldung schreiben

Kurz, informativ, auf den Punkt – mit einer Meldung informieren Sie gezielt und leserfreundlich

Die Meldung kann dabei als informativ komprimierteste Textsorte des Journalismus angesehen werden. Während Darstellungsformen wie der Kommentar, das Interview, oder die Reportage auch andere Textfunktionen erfüllen, steht die Information an erster – und quasi einziger – Stelle, wenn es darum geht, eine Meldung zu verfassen. Meldungen spielen aber nicht nur im journalistischen Bereich eine wichtige Rolle. Vom Wirtschaftsunternehmen über Hilfsorganisationen bis hin zur Privatperson: In quasi allen gesellschaftlichen Bereichen wird die Textsorte als effizientes Instrument der Öffentlichkeitsarbeit genutzt, um Mitglieder, Abonnenten, potentielle Interessenten oder auch Journalisten über Neuigkeiten zu unterrichten.
Was eine Meldung ausmacht und wie Sie selbst informative und leserfreundliche Meldungen verfassen, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag. Für eine schnelle Übersicht stellen wir Ihnen am Ende eine Checkliste mit den wichtigsten inhaltlichen und stilistischen Merkmalen bereit.

 

Ein Ereignis, eine Meldung – fokussierte Info-Happen statt gemischte Platte

Ein wichtige inhaltliche Regel beim Verfassen von Meldungen ist unumgänglich: Meldungen sind monothematisch. Jede Meldung behandelt nur einen thematischen Aspekt, bzw. fokussiert nur eine Information, d.h. eine im Vordergrund stehende Aussage. Die Textsorte eignet sich nicht für eine vielseitige Auskunft über dies UND jenes. Zum einen liefert sie nicht den Raum, um über mehrere unterschiedliche Aspekte hinreichend zu informieren, zum anderen gewährleistet eine monothematische Ausrichtung dem Leser, auf einen Blick zu erfassen, um was es in der Meldung geht und ob es sich für ihn lohnt, die Meldung komplett zu lesen. Meldungen, die zwar unter Umständen leserrelevante Informationen beinhalten, diese aber nicht von Anfang an erkennbar darstellen, laufen Gefahr, ungelesen zu bleiben. Andersherum ist es ebenso ärgerlich für den Leser, wenn eine Meldung einen Themenschwerpunkt „vorgaukelt“, dann aber abschweift oder mehrere Aspekte parallel thematisiert.

 

Inhaltliche Relevanz – was ist meldenswert?

Meldungen begegnen uns im medialen Alltag fast überall – ob in den Nachrichten, in der Zeitung oder im Internet. Sie sind inhaltlich zwar vielfältig ausrichtbar und an keinen thematischen Bereich oder gesellschaftlichen Sektor gebunden, doch nicht jeder Inhalt eignet sich für eine Meldung: Nicht alles ist meldenswert. Meldungen haben die Aufgabe, den Leser über Ereignisse oder Gegebenheiten zu informieren, die von hoher inhaltlicher Relevanz für ihn sind. Dabei sollte eine Meldung gleichzeitig natürlich ein möglichst breites Publikum ansprechen. Im Journalismus informieren Meldungen über Geschehnisse von öffentlichem, gesellschaftlichem Interesse. Sie richten sich thematisch an die jeweilige Rubrik, das Genre sowie die Leserschaft ihres Erscheinungsmediums und können regionale oder überregionale Themen umfassen. Pressemeldungen von Unternehmen und Organisationen fokussieren in Ihren Meldungen dagegen in der Regel anstehende Events und Produktinnovationen, neue Projekte oder erzielte Erfolge, Umstrukturierungen in der Unternehmenspolitik, etc.: Inhalte, die sowohl für einen bestehenden Kunden- bzw. Mitgliederstamm als auch für potentielle Neukunden oder Geschäftspartner und nicht selten auch für Journalisten von Interesse sind.

 

Aktualität: taufrische Infos statt Schnee von gestern

Neben thematischer Ausrichtung bestimmt auch die Aktualität die Relevanz einer Meldung. Die Meldung ist die journalistische Textsorte, die am stärksten auf Aktualität angewiesen ist. Da Meldungen kurz und monothematisch verfasst werden, und einer strikten Textstruktur folgen, lassen sie sich routiniert und mit wenig Zeitaufwand auch kurzfristig erstellen. Damit sind sie nicht nur prädestiniert für alles, was neu ist, sondern eben genau darauf ausgerichtet. Leser, die Meldungen rezipieren, sind nicht auf der Suche nach weiterführender oder tiefgreifender Information zu Themen, über die bereits an anderer Stelle berichtet wurde. Meldungsleser wollen Neues erfahren, und das in Kürze.

 

Kontinuierliche Kommunikation – mit Meldungen im Gespräch bleiben!

Mit regelmäßigen Meldungen halten Sie Ihre Kunden, Partner oder Mitglieder – also Ihre Zielgruppe – auf dem Laufenden. Ein stetiger Informationsfluss kann damit auch eine ganz pragmatische Kommunikationsfunktion erfüllen. Denn letztendlich ist eine Meldung nichts anderes als die zielgerichtete Kommunikation mit der Leserschaft. Anders gesagt: Mit einer Meldung melden Sie sich als Texter (oder als Unternehmen) bei Ihrer Zielgruppe und sagen: „Hey! Schau mal, das wird dich interessieren!“. So kann eine langfristige Bindung der Zielgruppe aufrechterhalten werden. Auch Journalisten beziehen die Themen für ausführlichere Berichterstattungen zum großen Teil aus Meldungen. Sie sind ständig auf der Suche nach aktuellen und interessanten Inhalten, die Stoff für eine Weiterverarbeitung liefern. Mit verständlichen und regelmäßigen Meldungen schaffen Sie somit auch eine optimale Grundlage für eine weitreichendere mediale Aufmerksamkeit. Weiterführende Informationen und eine Anleitung zum Verfassen von Online-Pressemitteilungen finden Sie auch in unserem Blogbeitrag Gute Online-Pressemitteilungen schreiben – Tipps und Tricks für Erstellung und Veröffentlichung.

 

Routine rules! – Konventionen erleichtern Produktion und Rezeption

Eine Meldung ist informativ nicht nur stark komprimiert, sondern strukturell ebenso stark konventionalisiert. Die Bereitstellung der Informationen folgt einem festen Muster. Das kommt nicht nur dem Verfasser zu Gute. Auch der Leser profitiert von der konsequenten Gestaltung, denn die strikten Textsortenkonventionen erlauben auf beiden Seiten, einen routinierten Umgang mit dem Text zu entwickeln. Genauso wie routiniertes Schreiben zügig und einfach von der Hand geht, so ist auch ein routiniertes Leseverhalten vorteilhaft für die schnelle Aufnahme von Informationen. Das Einhalten der Struktur- und Stilkonventionen ist deshalb besonders wichtig, um die Leseerwartungen der Zielgruppe zu erfüllen.
Struktur:

Die Struktur und der inhaltliche Aufbau einer Meldung orientieren sich nach den klassischen W-Fragen:

  • Was?
  • Wer?
  • Woher (welche Quellen)?
  • Wann?
  • Wo?
  • Wie?
  • Warum?

Das Wichtigste – in der Regel das Was – kommt zuerst und wird im ersten Satz der Meldung, dem sogenannten Lead, zusammengefasst. Grundsätzlich lassen sich jedoch keine Prioritäten hinsichtlich einer Reihenfolge der W-Fragen festlegen. Je nach dem, was den Kern einer Meldung ausmacht, können auch andere, oder mehrere, W-Fragen im Lead relevant sein. Geht es beispielsweise um eine bestimmte Person, wird selbstverständlich die Frage nach dem Wer bereits im ersten Satz beantwortet. Ist hingegen der Zeitpunkt (oder der Ort) die ausschlaggebende Information, so muss dieser im Lead genannt werden. Wichtig ist es also, den Kern, die Essenz der Meldung, herauszuarbeiten.

Bespiel:
„Mark Karpeles, Geschäftsführer der einst größten und inzwischen insolventen Bitcoin-Börse Mt.Gox, ist in Japan festgenommen worden.“ (Quelle: Spiegel Online)

Im Sinne einer Konkretisierung des Leads werden ab dem zweiten Satz, dem Detailsatz, die anderen W-Fragen beantwortet. Neben den Einzelheiten des Ereignisses ist hier vor allem die Nennung der Quelle, aus der die Informationen stammen, wichtig, sofern diese nicht der Verfasser (z.B. das Unternehmen) selbst ist. Auch Grund und Anlass des Geschehens werden erst nach dem Lead genannt:

„Mark Karpeles, Geschäftsführer der einst größten und inzwischen insolventen Bitcoin-Börse Mt.Gox, ist in Japan festgenommen worden. Das berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Der 30-jährige Franzose wird demnach verdächtigt, 2013 unerlaubterweise und zu seinem eigenen Vorteil in das Computersystem des Unternehmens eingegriffen zu haben. Karpeles’ Anwalt erklärte, sein Mandant bestreite jedes Fehlverhalten.“

Im Anschluss kann das Geschehen in einen größeren Kontext eingeordnet werden. Hier können beispielsweise Zusammenhänge erläutert, Hintergrundinformationen gegeben oder auch eine analytische Einordnung vorgenommen werden.
„Mark Karpeles, Geschäftsführer der einst größten und inzwischen insolventen Bitcoin-Börse Mt.Gox, ist in Japan festgenommen worden. Das berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Der 30-jährige Franzose wird demnach verdächtigt, 2013 unerlaubterweise und zu seinem eigenen Vorteil in das Computersystem des Unternehmens eingegriffen zu haben. Karpeles’ Anwalt erklärte, sein Mandant bestreite jedes Fehlverhalten. Der in Tokio ansässige Marktplatz war lange die größte Handelsplattform für die digitale Krypto-Währung Bitcoin. Ende Februar 2014 meldete Mt.Gox Insolvenz an und stürzte die Währung in eine Vertrauenskrise. Bitcoins gibt es seit 2009. Sie werden in komplizierten Rechenprozessen auf den Computern der Nutzer erzeugt, können aber auch im Internet mit etablierten Währungen wie Dollar oder Euro gekauft werden. Sie kommen vor allem bei Zahlungen im Internet zum Einsatz.“
Dieser stringente Informationsaufbau vom Wichtigsten zum Unwichtigsten hat mehrere Funktionen. Zum einen vereinfacht er die Texterstellung. Das Wichtigste konzentriert sich in den ersten 2-3 Sätzen und kann dann, je nachdem wie viel Stoff ein Ereignis hergibt oder wie viel Hintergrundinformation zur Verständnissicherung gegeben werden muss, entfaltet werden. Zum anderen können Leser bereits mit dem Lesen des ersten Satzes darüber entscheiden, ob die Meldung für sie lesenswert ist oder nicht. Lesenden Journalisten und Redakteure bietet es zudem die Möglichkeit, Meldungen ohne aufwendiges Umformulieren für eine Veröffentlichung von hinten zu kürzen.

 

Mit Stil zum Ziel – Stilnormen beachten

Nicht nur Struktur und Informationsverlauf von Meldungen sind auf zügige Produktion und Rezeption ausgelegt. Auch Sprachgebrauch und Satzbau richten sich nach einer deutlichen und leicht verständlichen Ausdrucksweise. Das Motto lautet KISS (keep it short and simple). Gefragt sind einfache, verständliche Sätze, geläufiges Vokabular, standardisierte Zeitformen und wertfreie Formulierungen. Folgende Richtlinien sind hier zu beachten:

Satzbau:
Der Satzbau einer Meldung ist kurz und einfach gehalten. Das Schema Subjekt-Prädikat-Objekt ist schnell erfassbar, geläufig und auf den Punkt, und sollte deshalb, wenn möglich, eingehalten werden. Umständliche Satzstrukturen mit unnötigen Nebensätzen erschweren den Leseprozess und das Verständnis.

Wortwahl und Ausdruck:
Ebenfalls kontraproduktiv sind Fremdwörter aller Art. Meldungen sind i.d.R. für ein breites Publikum verfasst und sollten keine spezifischen Fachkenntnisse voraussetzen. Für Erläuterungen ist kein Platz. Sofern ein Fachwort nicht allgemein verständlich ist, greifen Sie also lieber auf einen geläufigeren Begriff zurück oder umschreiben Sie den Sachverhalt. Auch Adjektive sind an vielen Stellen vermeidbar, da sie entweder Wertungen ausdrücken, die in einer Meldung nichts zu suchen haben, oder aber überflüssig sind, da sie für den Kern der Aussage keine Bedeutung haben. Insgesamt gilt es, wertfrei und sachlich zu formulieren. Meldungen dienen der Information, nicht der Werbung.

Verwendung der Zeitformen:
Eine korrekte Verwendung der verschiedenen Zeitformen ist, ebenso wie auch Wortwahl und Satzbau, wichtig, um Aussagen zu präzisieren. So ist es inhaltlich ein Unterschied zwischen:
a) „Er hatte den Prozess verloren. Sein Anwalt hat Revision eingelegt.“ und
b) „Er hat den Prozess verloren. Sein Anwalt hatte Revision eingelegt.“.
Während der Fall b) auf eine endgültige Niederlage vor Gericht hinweist (die Revision war scheinbar erfolglos), besteht in Fall a) noch Hoffnung (das Revisionsverfahren ist noch im Gang). Ohne die Verwendung von Konjunktionen, Adverbien oder anderen Zusätzen kann eine gezielte Verwendung der Zeitformen also Aussagen über zeitliche Abfolgen und kausale Zusammenhänge treffen.
Für die informative Meldung hat sich diesbezüglich eine weitgehend einheitliche Handhabung etabliert. Besonders aktuelle Informationen können sowohl im Präsens als auch im Perfekt verwendet werden, je nachdem ob der Vorgang des Geschehenen noch anhält oder bereits abgeschlossen ist. Der Lead ist der Aufhänger der Meldung und vermittelt durch die Verwendung der Gegenwartszeiten (auch das Perfekt setzt einen Bezug zur Gegenwart) Aktualität und Brisanz.
„Mark Karpeles, Geschäftsführer der einst größten und inzwischen insolventen Bitcoin-Börse Mt.Gox, ist in Japan festgenommen worden.“ → Perfekt

Die darauf folgenden Passagen erzählen das Geschehene oder Hintergrundereignisse nach und werden dementsprechend üblicherweise im erzählerischen Präteritum formuliert.

„Der in Tokio ansässige Marktplatz war lange die größte Handelsplattform für die digitale Krypto-Währung Bitcoin. Ende Februar 2014 meldete Mt.Gox Insolvenz an und stürzte die Währung in eine Vertrauenskrise.“
Werden, wie bei dem oben aufgeführten Revisions-Beispiel, zwei Ereignisse direkt in Beziehung zueinander gesetzt, dann wird das zeitlich weiter zurückliegende Ereignis im Plusquamperfekt angegeben („hatte Revision eingelegt“).
Bei Meldungen, die ein Ereignis ankündigen, oder in Passagen, die über die Folgen eines Ereignisses spekulieren, wird das Futur verwendet.

 

Fazit

Es ist nicht immer einfach, einfach zu schreiben. Gerade den kreativen Köpfen unter den Textern fällt es manchmal schwer, auf den Punkt zu formulieren und der Hang zu ausladenden Textkreationen, die beeindrucken sollen, ist groß. Wer mit Meldungen auf sich oder anderes aufmerksam machen möchte, der wird jedoch feststellen: weniger ist mehr! Mit unseren Tipps und ein wenig Übung lernen Sie in Handumdrehen, informative Meldungen zu verfassen, die Ihren Lesern genau das bieten, was sie erwarten. Für eine schnelle Hilfestellung beim Arbeiten haben wir Ihnen eine übersichtliche Checkliste mit den wichtigsten DOs und DON‘Ts zusammengestellt:

Checkliste für die Erstellung von Meldungen.

Viel Spaß beim Texten!

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