Das World Wide Web verändert unsere Gesellschaft. Schnell und spürbar, in sämtlichen Bereichen. Crowdsourcing oder auch Crowdworking sind Begriffe, die derzeit den digitalen Arbeitsmarkt erobern.
Crowdsourcing: Was ist das überhaupt?
Das Wort Crowdsourcing kombiniert die Begriffe „outsourcen“ (Auslagerung von Unternehmensaufgaben an Dritte) und „Crowd“ (Menschenmenge). Es beschreibt die Auslagerung bestimmter Arbeitsprozesse an eine Gruppe von freiwilligen Internetnutzern.
Der „Treffpunkt“ von Auftraggebern und Auftragnehmern, also die Basis für dieses Geschäftsmodell, ist eine entsprechende Online-Plattform. Eine angemessene Entlohnung ist dabei die Motivation für die „Crowdworker“.
Anmerkung zur grafischen Darstellung: Das Crowdsourcing-Modell mit dem Internet und seiner Daten-Cloud als Dreh- und Angelpunkt in der Mitte. Deutlich wird hier, wie große und kleine Unternehmen gleichermaßen von der schnell verfügbaren Kompetenz der Fachkräfte profitieren. Auf der anderen Seite haben die Crowdworker die Möglichkeit, von jedem Ort der Welt arbeiten zu können und erhalten zudem eine schnelle Bezahlung.
Warum Crowdsourcing?
Die rasante Entwicklung der Technologie sorgt für eine ebenso schnelle Veränderung unserer Gesellschaft. Das Internet beeinflusst nicht nur maßgeblich unser Konsum-, Freizeit- und Sprachverhalten, sondern auch unsere Einstellung zur Arbeitswelt. In vielen Branchen bietet das World Wide Web jedem die Möglichkeit, überall und jederzeit Arbeit auszuführen, die exakt zu den Interessen und Qualifikationen eines Einzelnen passt. Eine stetig wachsende Anzahl an Internetplattformen mit spezifischen Auftragsangeboten ist das Resultat dieser Entwicklung.
Der wachsende Wunsch nach höchstmöglicher Flexibilität – durch beispielsweise die veränderte Bevölkerungsstruktur und somit entstehende Pflegesituationen – beflügeln das Arbeitsmodell Crowdworking. Vorbei sind die Zeiten der 40-Stunden-Woche im selben Unternehmen bis zur Rente. Hinzu kommt, dass es die jüngeren Generationen mehr und mehr in die Städte zieht und deshalb besonders in ländlichen Gegenden Fachkräfte schwer zu finden sind. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich mehr und mehr von einem Angebotsmarkt zu einem Nachfragemarkt.
Für Arbeitgeber birgt diese Entwicklung ganz neue Chancen: Crowdsourcing macht es Verantwortlichen in Unternehmen möglich, Experten zu finden, auf die sie sonst nie Zugriff gehabt hätten. Ressourcen können über die Crowdworkingplattformen ganz einfach hinzugekauft werden. Die Zeitfresser Personalsuche und Vertragsverhandlungen fallen weg. Das Ergebnis: Immer mehr Projekte können in immer schneller und effizienter realisiert werden. Vor allem Projektverantwortlichen, die personelle Ressourcen nur für einen bestimmten Zeitraum oder unregelmäßig benötigten, bietet Crouwdsourcing einen klaren Vorteil.
Erfolgsfaktoren für ein Crowdsourcingprojekt
Um ein Projekt mit dem Crowdsourcingmodel erfolgreich umzusetzen, spielen einige Faktoren eine wichtige Rolle:
- verständliche Briefings (Arbeitsauftrag) und Pretest
- angemessene Kommunikation und regelmäßiges Feedback auf beiden Seiten
- Qualifikation und die Kooperationsbereitschaft der Crowd
- angemessenes Honorar
- ein gut funktionierendes Team hinter der Plattform
- eine gute technische Ausstattung der Plattform mit den entsprechenden Tools und Features
Berufsgruppen, die die bereits vom digitalen Crowdworking profitieren, sind zum beispielsweise Fotografen (Adobe Stock), Grafikdesigner (z. B. 12designer und 99designs) oder Texter (z. B. content.de).
Crowdsourcing bei content.de
content.de ist die Internetplattform, auf der Unternehmer, die suchmaschinenoptimierten Content (Texte) brauchen, auf entsprechend qualifizierte Texter treffen. Hier können der Pizzabäcker von nebenan über KMU als auch große Unternehmen (zum Beispiel aus der Modebranche) ihren Internetauftritt betexten lassen. Durch das selfservice –Modell können Textaufträge zu jeder Zeit eigenständig in Auftrag gegeben werden. Das Netzwerk von über 6.500 Freelancern ermöglicht den Zugriff auf entsprechend qualifizierte Texter für das jeweilige Projekt. Durch feste Annahme- und Abgabefristen auf beiden Seiten ist eine zügige Abwicklung der Aufträge gewährleistet. Im Hintergrund der Plattform agieren content.de-Mitarbeiter als Mediatoren und Motivatoren.
Faires Crowdsourcing
Aus der Sicht eines Crowdworkers ist das Crowdworkingmodell aber auch mit Risiken behaftet: Eine Auftragsgarantie gibt es nicht. Auch kann ein scheinbar stabiles Einkommen von heute auf morgen wegfallen, denn die Betreiber einer Plattform können die Zusammenarbeit mit einem Crowdworker jederzeit beenden.
content.de unterzeichnete deshalb 2017 den Code of Conduct 2.0 für Crowdworker. Die Gesetzgebung ist auf diesem recht neuen Gebiet noch sehr lückenhaft. Ziel des Code of Conduct ist es deshalb, allgemein gültige Leitlinien für Crowdworking zu etablieren und den Crowdworkern dadurch eine faire und transparente Arbeitsgrundlage zu gewährleisten.
Im Rahmen eines Workshops der IG-Metall und content.de, hatten content.-de-Autoren in 2017, die Möglichkeit, den Code of Conduct weiter zu entwickeln.
Obacht bei der Plattformwahl!
Crowdworker sollten bei der Auswahl der Plattform schon einige Punkte berücksichtigen, sodass die Gefahr, unseriös behandelt zu werden, sehr gering ist:
- Sind deutsche AGB und ein Impressum vorhanden?
- Sind persönliche Ansprechpartner vorhanden?
- Gibt es einen unterzeichneten Code of Conduct?
- Wie ist der Ruf der Crowdworker-Community?
- Ist die Plattform bekannt für Transparenz?
- Ist die Plattform aktiv auf Konferenzen, Veranstaltungen und in der Forschung?
- Zahlt die Plattform Abgaben an die Künstlersozialkasse oder einen anderen Beitrag zur Sozialversicherung?
Homeoffice und seine Schattenseiten
Arbeit von zuhause? So einfach und bequem es auch klingt: Sein Geld ausschließlich vom eigenen Sofa aus am eigenen Rechner zu verdienen, kann dauerhaft die Gesundheit gefährden. Jeder, der im Homeoffice arbeitet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Grenze zwischen Berufs- und Privatsphäre verschwimmt. So fand das Wissenschaftliche Institut der AOK-Krankenkassen durch eine Befragung von 2.000 Beschäftigten heraus, dass Heimarbeitende häufiger an psychischen Krankheitssymptomen wie Erschöpfung, Schlafstörungen oder Konzentrationsproblemen leiden als Arbeitnehmer, die ihren Job täglich im Büro erledigen.
Durch den Leistungsdruck, unter dem Freiberufler oft stehen, sind viele bereit, Pausen und Urlaubstage zu ignorieren. Häufig kommt es vor, dass Freelancer arbeiten, obwohl sie krank sind. Auch eine ständige Erreichbarkeit führt oft dazu, dass Entspannung und die Einhaltung einer gewissen Distanz zum Job nicht mehr möglich sind.
Jeder, der im Home Office arbeitet, sollte deshalb versuchen, sich vor solchen Tendenzen zu schützen, indem er sich selbst Grenzen und Regeln setzt. Feste Arbeits- und Pausenzeiten sollten auch zu Hause gelten. Außerdem sollte man sich stets bewusst sein, dass der Mensch im kranken Zustand so oder so nicht zu 100 Prozent leistungsfähig ist. Eine ständige Erreichbarkeit unterbricht man, indem diese strikt an die Arbeitszeiten gekoppelt wird.
Fachkräftemangel? Crowdsourcing ist also die Lösung
Das Modell Crowdsourcing ist auf einem guten Weg, den Arbeitsmarkt zu revolutionieren. Beide Seiten – Arbeitnehmer und Arbeitgeber – profitieren von immensen Vorteilen und ganz neuen Chancen. Flexibilität, eine schnelle Erreichbarkeit sowie eine hohe Reichweite bei der Expertensuche sind dabei die schlagenden Argumente. Ein Lösungsansatz für den Fachkräftemangel scheint gefunden zu sein.
Aber Achtung! Fairness sollte auch auf dem Arbeitsmarkt 2.0 ein elementarer Bestandteil in der Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber sein. Ein unterzeichneter Code of Conduct gibt Aufschluss über die Seriosität des Teams hinter einer Plattform.