SEO-Texte auf Basis einer WDF*IDF Analyse beauftragen

Teil 2: Texte auf Basis einer WDF*IDF Analyse beauftragen

Umgedrehte Sichtweise: aus der Analyse Anforderungen ableiten

crr_analyseIm ersten Teil unserer Reihe haben wir die konzeptionellen Hintergründe einer WDF*IDF-Analyse vorgestellt. Mit einer WDF*IDF-Analyse können wir herausfinden, mit welchen Termen uns ein Dokument mitteilt worum es in ihm geht. Analysieren wir die Top-Suchergebnisse zu einem Suchbegriff, bekommen wir ein Gefühl dafür, welche Terme sich mit welcher Gewichtung bewährt haben, um einen vorderen Platz in den Trefferlisten der Suchmaschinen zu ergattern. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie man WDF*IDF-Analysen nutzen kann, um optimierte Vorgaben für die Texterstellung zu erhalten.

Was macht der kluge SEO nun mit den Ergebnissen einer WDF*IDF-Analyse? Er dreht den Spieß um! Aus der Analyse des Ist-Zustands generiert er nun eine Soll-Vorgabe für die Erstellung von Texten. Ziel ist es, die Top-Suchergebnisse bezogen auf die verwendeten Terme und ihre durchschnittliche Gewichtung möglichst genau zu imitieren. Diese top-gerankten Texte haben ihm gezeigt, welche Themen (repräsentiert durch hoch gewichtete Terme) man mindestens auf Textebene aufgreifen muss, um überhaupt in den Dunstkreis gut rankender Texte zu gelangen.

Vom gewichteten Term über das Thema zum Textauftrag

WDF*IDF-Analysen erzeugen in den meisten Fällen hübsche Grafiken, die die Daten zu zahlreichen Termen darstellen. Wer als Auftraggeber glaubt, es reiche, diese Grafik einem Autor vor die Füße zu werfen und ihm zu sagen: „Schreib mal so, dass Dein Text genau in dem Kanal zwischen durchschnittlicher und maximaler Termgewichtung landet“, der irrt und hat völlig überzogene Vorstellungen von der Leistungsfähigkeit eines guten Autors, denn er traut ihm die Quadratur des Kreises zu. Im ganz abstrusen Fall erwartet er dazu noch einen lesenswerten Text.

Eine WDF*IDF-Analyse dient in erster Line dazu, den semantischen Raum, in dem sich relevante, sinngebende Terme befinden, sichtbar zu machen. Betrachtet man die sinngebenden Terme einer  Sammlung von gut rankenden Dokumenten zu einem Suchbegriff (hier z. B. „Verhütungsalternativen zur Pille“), sortiert sie absteigend nach ihrer durchschnittlichen Termgewichtung und stellt das Ganze graphisch zusammen mit der maximalen Termgewichtung dar, ergibt  sich folgende Grafik:

crr_analyse

Auf der X-Achse sind die jeweiligen Terme abgetragen, auf der Y-Achse die Termingewichtung, hier der Content-Relevance-Rank (CRR), der neben dem WDF*IDF-Wert noch zusätzliche, SEO-relevante Aspekte berücksichtigt. Vorsicht: Der CRR-Wert gibt dabei weder die absolute Anzahl an verwendeten Termen noch ein relative Dichte an, die so 1:1 in einen Textauftrag umsetzbar ist.

Der maximale CRR-Wert sollte als Warnschwelle gesehen werden. Bis zu dieser CRR-Gewichtung werden Dokumente offensichtlich noch gut gerankt. Liegt die Gewichtung eines Terms in einem zu vergleichenden Dokument darüber, könnte dies ein Signal für Keyword-Stuffing und somit ein SPAM-Dokument sein.

Der durchschnittliche CRR-Wert stellt einen guten (Mindest-)Zielwert für die Termgewichtung in einem eigenen Text dar. An ihm lässt sich auch ablesen, welche Terme inhaltlich von Bedeutung zu sein scheinen.

Dieses Beispiel wurde schon in unserem ersten Blogbeitrag verwendet. Hier war die Vermutung, dass in einem Text zu diesem Thema folgende Begriffe auftauchen:

  • Schwangerschaft
  • Kondom
  • Spirale
  • Verhütungsring
  • Temperaturmethode
  • Pearl-Index

Durch unsere CRR-Analyse wissen wir nun, wie diese Terme zu gewichten sind. Darüber hinaus stellen wir fest, dass wir folgende, stark gewichtete Begriffe bisher nicht im Blickfeld hatten:

  • Verhütungsmittel
  • Frauen / Frau
  • Zyklus

Der Term „Pearl-Index“ taucht erstaunlicherweise nicht auf den vorderen Plätzen dieser Auswertung auf. Hier bietet sich die Chance, mit einem eigenen Text eine individuelle Nische zu besetzen.

Von der Analyse zum Textauftrag

Es ist wenig zielführend, einen Autor mit obiger CRR-Grafik zu konfrontieren und einen Text zu fordern, der dieser Grafik irgendwie gerecht wird. Ziel sollte es immer sein, einen fokussierten Text zu einem vorgegeben Thema zu schreiben, der alle relevanten Aspekte angemessen berücksichtigt, dem Leser Mehrwerte bietet und möglichst einen individuellen Schwerpunkt setzt. Da ein guter SEO-Text möglichst natürlich geschrieben werden sollte, dürfen die Vorgaben für den Autor nicht zu umfassend sein oder ihm ein praktisch unlösbares Textpuzzle aufbürden.

Im Idealfall schreibt ein Autor automatisch eine Text, dessen Termgewichte sich im Rahmen der durchschnittlichen CRR-Termgewichtungen befinden. Schließlich recherchiert auch er zu dem Thema und erkennt, welche Themen angesprochen werden sollten und wie groß ihre jeweilige Bedeutung ist.

Um den Autor dabei zu unterstützen und als Auftraggeber eine gewisse Kontrolle über die thematische Ausrichtung der Texte zu bekommen, bietet es sich an, aus einer WDF*IDF-Analyse Keywordvorgaben für den Autor abzuleiten. Dabei sollte man sich auf wenige Terme (maximal 5) beschränken, die primär dazu dienen, dem Autor ein thematisches Grundgerüst zu geben. Dementsprechend sollte auch hier ein Korridor bei der Keyworddichte gewählt werden.

Bei einer CRR-Analyse im content.de-System können Sie direkt die für Sie wichtigen Terme auswählen und einen Textauftrag erstellen lassen. Eine angemessene Keyworddichte wird dabei für die ausgewählten Terme automatisch errechnet. Die Auswahl der Terme ist auf fünf Terme begrenzt – wir haben ja gerade gelesen, warum.

wdf_idf_Textauftrag

Hirn einschalten: WDF*IDF-Analysen richtig lesen

Es soll den einen oder anderen Autofahrer gegeben haben, der blind seinem Navi vertraut hat und sein Fahrzeug direkt in den Rhein gelenkt hat, weil er zum Abbiegen aufgefordert wurde.

Damit Sie keinen Schiffbruch mit Ihrer Webseite durch die Nutzung eines WDF*IDF-Analysetools erleiden, schalten Sie bitte Ihr Hirn ein und übernehmen nicht gedankenlos 1:1 alle Auswertungsergebnisse, sondern lernen, diese zu interpretieren.

Terme auf ihre Sinnhaftigkeit untersuchen

Nicht alle Terme, die durch eine solche Analyse aufgezeigt werden, sind auch wirklich relevant für das Thema. Häufig tauchen z. B. Begriffe wie AGB und Impressum auf, die sich in den meisten Fällen allerdings nur in den Termraum mogeln, weil Sie präsent auf vielen Webseiten untergebracht sind, die verpflichtet sind, AGB und Impressum zu präsentieren. Diese Terme können demnach ignoriert werden. Handelt es ich allerdings um einen Text, der sich beispielsweise mit den „Grundlagen eines Webshops“ beschäftigt, können diese Begriffe durchaus eine inhaltlich wichtige Bedeutung haben.

Hirn einschalten bei wdf*idf-Analysen

In diesem Beispiel fallen die Terme “kontakt“, “impressum“, “online“, “seite” und “agb” sofort als nicht themenrelevant auf. Bei den Termen “suchen” und “suche” muss man schon eine differenziertere Betrachtung vornehmen. Stammen diese Terme von Beschriftungen von Suchfeldern in Immobiliensuchmaschinen oder geht es hier inhaltlich um die “Suche nach Immobilien“?

Problematisch kann es auch werden, wenn zu dem analysierten Keyword Seiten auf den vorderen Plätzen ranken, die inhaltlich eine völlig andere Ausrichtung haben. Das kann passieren, wenn ein Keyword in einer anderen Disziplin eine ganz andere Bedeutung hat. So bedeutet das Blocktraining für Radfahrer etwas ganz anderes als für Volleyballer. Umso schwieriger wird es, wenn die konkurrierende Community im Internet wesentlich aktiver ist.

Top-10-Seiten ansehen und bewerten

Generell sollte man sich die ersten zehn Treffer einer Suchanfrage zu einem bestimmten Keyword einmal genauer ansehen. Man erkennt schnell, welchen Einfluss der Content auf die Platzierung hat. Eine Suche nach „BMW Jahreswagen“ führt beispielsweise zu einer Suchergebnisseite eines großen Autoportals. Eine solche Seite „verschmutzt“ eine WDF*IDF-Analyse ungemein, denn hier findet sich kein natürlicher Text, sondern eine Sammlung von Kleinanzeigen, in denen es von Typenbezeichnungen und Ausstattungskennzeichen nur so wimmelt.

Die Suche nach „Forward Darlehn“ führt beispielsweise zu einem vergleichsweise Content-armen Kreditrechner auf der Seite des Nachrichtensenders N24. Hier sorgen eindeutig der Ruf der Domain und zahlreiche Backlinks für das entsprechende Ranking der Seite.

CRR Detailanalyse

Rankt eine Seite aus verschiedenen, nicht unbedingt Content-bezogenen Gründen besonders gut, kann sie leicht Begriffe, Namen oder Bezeichnungen in die Top-Positionen einer WDF*IDF-Auswertung befördern, die hier inhaltlich eigentlich keinerlei Bedeutung für das Thema haben, aber als Beispiel in ebendiesem Text herhalten. Aus einer Analyse unserer aktuellen Blogbeiträge sollte niemand den Schluss ziehen, dass eine WDF*IDF-Analyse etwas mit Verhütung zu tun hat.

User Generated Content und CMS-Systeme verschieben den Termraum

Mir persönlich ist nur ein einziger Blog bekannt, bei dem User Generated Content in Form von Kommentaren zu einem bedeutenden, inhaltlichen Mehrwert herangereift ist. Dieser Blog beschäftigt sich mit einem Nischenthema im Baurecht. Hier kommen ausführliche, themenrelevante Fragen und Antworten zusammen, die die Blogbeiträge tatsächlich anreichern.

Über 95 % aller Userkommentare, die man sonst zu Blog oder Newspostings findet, driften sehr schnell in allgemeines Blabla, abwegige Themen oder schließlich Beschimpfungen zwischen den Usern ab. Godwin’s Law ist allgegenwärtig.

CMS-Systeme füttern hier den Content zusätzlich mit zahlreichen Links wie „antworten“ und reichern den Content so mit Termen an, die inhaltlich keine Bedeutung haben. Umgekehrt fördern Userkommentare,  die oft mit  Varianten von „Ich hab da auch mal ne Frage“ eingeleitet werden, ein Ungleichgewicht bei der Termgewichtung.

Imitieren reicht nicht: eigene Schwerpunkte setzen

Betrachtet man die WDF*IDF Kurven der Top-10 Seiten zu einem Suchbegriff etwas genauer, dann fällt oft auf, dass fast jedes der Top-10-Dokumente die alleinige Hoheit über einen inhaltlich bedeutenden Term hat.

Hier zeigt sich, dass Suchmaschinen versuchen, in den Suchergebnissen verschiedene Sichtweisen auf eine Thematik zu präsentieren. Die Top-10-Dokumente setzen im Idealfall thematisch individuelle Schwerpunkte und stellen so sicher, dass Suchende trotz unterschiedlicher Suchintention zu einem Suchbegriff nach Möglichkeit auch ein für sie und ihre perspektivische Sicht auf dieses Thema relevantes Dokument in den Top-10-Ergebnissen finden.

Es ist demnach weniger zielführend, eine WDF*IDF-Kurve möglichst exakt nachzubilden. Effektiver dürfte es sein, thematische Nischen zu dem Themenkomplex zu finden und so einen neuen, eigenen Schwerpunkt zu setzen.

Finetuning nach der Texterstellung

Mit der Texterstellung allein ist es nicht getan. Nach der Arbeit des Autors ist der Auftraggeber wieder gefragt. Der fertige Text muss in das CMS eingepflegt, ggf. mit entsprechenden Textauszeichnungen für Überschriften etc. versehen und  möglicherweise mit Bildern und Grafiken illustriert sowie mit Meta-Daten angereichert werden. Erscheint der Text dann schließlich auf der Webseite, ist die fertige Webseite das Dokument, das sich mit den bestehenden Platzhirschen in den SERPS messen muss.

Dieses Dokument sollte in einer vergleichenden Analyse mit den Ergebnissen der vorausgehenden  WDF*IDF-Analyse daraufhin überprüft werden, ob die resultierenden Termgewichte anzeigen, ob man über das Ziel hinausgeschossen ist und  bei bestimmten Termen die Maximalkurve überschreitet und so ggf. SPAM-Signale aussendet.

Liegen einige Terme nicht ideal in dem Kanal zwischen durchschnittlicher und maximaler Termgewichtung, dann kann man versuchen, durch leichte Umformulierungen die Gewichtungen etwas mehr in die gewünschte Richtung verschieben. Eventuell reicht es schon, eine Zwischenüberschrift einzufügen oder umzuformulieren.

Dies alles sind Aufgaben des Auftraggebers und Webseitenbetreibers, nicht des Autors. Ebenso gehört die WDF*IDF-Analyse und das Ableiten der Text-Anforderungen, insbesondere bezogen auf die inhaltlichen Richtungsvorgaben, zu den Aufgaben des Auftraggebers. Er ist dafür verantwortlich, einen sinnvollen Textauftrag zu erstellen, auf dessen Basis sich ein natürlicher, fokussierter, gut lesbarer Text mit Mehrwert für den Leser erstellen lässt. Wie Autoren dies am besten umsetzen, lesen Sie im dritten Teil unserer Reihe.

Fazit

Eigentlich benötigt man keine WDF*IDF-Analyse und irgendwelche Vorgaben, um einem guten SEO Text zu einem vorgegeben Thema bzw. Suchbegriff zu erhalten. Wenn der Autor genügend Zeit für eine Recherche zu der Thematik einplanen kann – was auch mit der Vergütung zusammenhängt – und er in der Lage ist, fokussiert zu schreiben und alle Themen dabei angemessen zu gewichten, entsteht  automatisch einen Text, der sich vor den gut rankenden Texten nicht verstecken muss.

Eine WDF*IDF-Analyse kann den Auftraggeber dabei unterstützen, dem Autor die (Recherche-)Arbeit zu erleichtern und ihn thematisch in die richtige Richtung zu leiten. Durch die entsprechende Analyse lassen sich ebenfalls noch nicht oder nur schwach besetzte Nischen finden, die man mit eigenen Texten noch besetzen kann.

Wie man als Autor mit einem WDF*IDF-basierten Textauftrag umgehen sollte, lesen Sie im dritten Teil unserer Reihe rund um WDF*IDF-Analysen.

Lesen Sie auch:

Teil 1: WDF*IDF Analysen – der neue Trend in der Suchmaschinenoptimierung

Teil 3: WDF*IDF SEO-Texte schreiben

4 thoughts on “SEO-Texte auf Basis einer WDF*IDF Analyse beauftragen

  • Pingback: 8 Tipps für eine effektive Vorarbeit durch den Auftraggeber | Blog content.de

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  • 3. April 2013 at 15:20
    Permalink

    Mit einer vernünftigen Recherche (keine Keyword-Analyse oder WDF*IDF Analyse) sollte sich im Normalfall ein Text schreiben lassen, der gute Chancen auf eine vordere Platzierung hat. Wer allerdings etwas über den Weihnachtsmarkt schreiben möchte und stattdessen was vom weißen Pferd statt von Glühwein oder gebrannten Mandeln erzählt, wird Probleme bekommen. Das Problem liegt in meinen Augen darin, dass im Bereich SEO häufig weniger qualifizierte oder schlecht bezahlte Schreiberlinge am Werk sind, da wird dann ein Text ohne groß Nachzudenken einfach runtergeschrieben. Entsprechend wenig Sinn macht das, was dann zu lesen ist. Oft noch mit zahlreichen Fehlern geschmückt (fachlich und in Sachen Rechtschreibung).

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