Artikel für Online Lexika sind anspruchsvoll – zum einen, weil sie den inhaltlichen und stilistischen Anforderungen genügen müssen, die lexikalische Artikel im Allgemeinen an den Autor stellen. Zum anderen, weil alle offen zugänglichen und von jedem editierbaren lexikalischen Dienste wie Wikipedia ihre eigenen, sehr strengen Regeln für akzeptierte Texte haben. Bei Nichteinhaltung wird der Text sehr schnell von der verantwortlichen Redaktion gestrichen. Das ist für den Kunden genauso ärgerlich wie für den Autor, der keine Folgeaufträge mehr erwarten kann und auf den reputationsförderlichen Eintrag verzichten muss. Grundsätzlich muss dennoch jedem Kunden klar sein, dass er die Honorierung eines lexikalischen Artikels nicht davon abhängig machen kann, ob dieser veröffentlicht wird und bleibt. Deshalb beschäftigen sich die folgenden Tipps auch weder mit den komplexen Voraussetzungen, unter denen Wikipedia-Artikel akzeptiert werden, noch mit den Fallstricken, die sich aus den Versuchen ergeben, Wikipedia als Online-Marketinginstrument zu instrumentalisieren. Stattdessen wird beleuchtet, was beim Texten von lexikalischen Artikeln für Online Lexika generell zu bedenken ist, und wie sich typische Probleme durch gute Vor- und Einarbeitung umgehen lassen. Essenziell ist die Verinnerlichung der drei Grundprinzipien aller guten Online Lexika und ihrer Konsequenzen für den Text.
1. Quellenangaben und Belegbarkeit
Auch wenn jede lexikalisch angelegte Onlineplattform ihre eigenen Artikelregeln aufstellt, folgen sie doch so gut wie ausnahmslos drei Prinzipien, die Sie als Autor verinnerlichen müssen. Erstens müssen sämtliche im Artikel genannten oder auch nur implizierten Informationen belegbar sein. Das bedeutet meist, dass definitive Aussagen unmittelbar durch Quellenangaben verifiziert werden müssen. Unbelegte Aussagen werden von den meisten Redaktionen schnell entfernt; die Lücken lassen einen unvollständigen und stilistisch unschönen Artikelstumpf zurück.
Wenn der Kunde nicht von sich aus angibt, für welche Online Lexika der in Auftrag gegebene Artikel gedacht ist, fragen Sie nach. Denn dann können Sie sich mit den spezifischen Regeln dieser respektivenOnline Lexika vertraut machen, vor allem in Hinblick auf Quellenangaben, Zitate, Verweise und Nachweis-Vorgaben. Längst nicht alle Online Lexika sind hier so streng wie Wikipedia. Sollte der Artikel beispielsweise für ein themenspezifisches B2B-Lexikon oder für ein Foren-Lexikon zu einem bestimmten Sachgebiet gedacht sein, zählen die Informationsdichte und -originalität oft mehr als die Belegbarkeit jeder einzelnen Tatsache. Gehen Sie also sicher, dass Sie sowohl die Intention des Kunden bei der Auftragsvergabe als auch die der Online-Lexika kennen, in denen der Artikel eingestellt und von deren Redaktion er akzeptiert werden soll.
2. Fakten, keine Erkenntnisse!
Kunde und Autor müssen sich darüber im Klaren sein, dass im Besonderen Wikipedia, aber auch andereOnline Lexika, nicht der sogenannten Theoriefindung (original research) dienen. Das bedeutet praktisch, dass keine Aussagen akzeptiert werden, die lediglich auf den persönlichen Annahmen/Erkenntnissen des Autors (und indirekt des Kunden) beruhen. Das Ziel aller Online Lexika ist es demgegenüber, über ein Thema kompakt zusammenzufassen, wie es von “der Welt” definiert wird – und zwar auf der summerischen Basis aller verfügbaren und belegbaren Informationsquellen. Das bedeutet oft auch, Informationen heranziehen zu müssen, die der Kunde eventuell als nicht relevant oder förderlich betrachtet. Dies muss ihm bewusst sein. Wenn Sie als Texter allerdings bemerken, dass sich die Quellenlage entsprechend entwickelt, informieren Sie Ihren Auftraggeber und entwickeln Sie gemeinsam eine Strategie – das ist für alle günstiger, als wenn der fertige Artikel hinterher nicht gefällt.
3. Der neutrale Duktus
Als Autor von Online Lexika müssen Sie streng genommen eine absolut neutrale Perspektive auf das Thema behalten. Gerade wenn der Auftraggeber einen Artikel über sein Unternehmen, seine Marken oder Produkte bestellt, ist der Copywriter aus Gewohnheit versucht, den Text tendenziell positiv zu formulieren. Sie tun damit dem Auftraggeber jedoch oft keinen Gefallen. Um sich vor diesem unbewussten, “werberischen”, Reflex zu schützen, sollten Artikel für Online Lexika nicht direkt im Anschluss an einen reinen Marketingtext geschrieben werden. Am besten ist es, sich durch die Lektüre von prämierten Artikeln in den respektiven Online Lexika auf die korrekte Tonalität vorzubereiten. Vor allem Wikipedia zeichnet jährlich die besten Beiträge aus; es lohnt sich, diese als Vorbild zu speichern – sowohl im Duktus als auch in der Struktur.
Andererseits kann es auch durchaus sein, dass der Artikel für Online Lexika bestimmt ist, die nur der Form nach solche sind, im engeren Sinne aber eigentlich alphabetische Sammlungen ausführlicher Pressemitteilungen. Sollte dem so sein, sollte der Kunde Ihnen dies mitteilen. Auch muss er sich darüber informieren, ob die avisierten Online Lexika eine Nofollow-Strategie verfolgen. In diesem Fall benötigt der Text keine SEO-Optimierung, was dabei hilft, ihn flüssiger und natürlicher zu gestalten. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie die gewohnten Keywords nicht mitgeliefert bekommen.
4. Das A und O aller lexikalischen Einträge: Ein exzellentes Briefing durch den Auftraggeber
Aufgrund der in Punkt 1-3 zusammengefassten Anforderungen an lexikalische Artikel ist ein umfassendes Briefing durch den Auftraggeber entscheidend. Dieses sollte vorab kommunizieren, für welche Online Lexika der Artikel gedacht ist, und ob der Autor ein Thema für Online Lexika bearbeiten soll, die noch keine entsprechenden Einträge enthalten. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Kunde stellt im Briefing umfangreiches Quellenmaterial zur Verfügung oder der Autor muss selbst eine sorgfältige Recherche zum Thema machen. Letzteres kann sehr zeitaufwendig sein. Dieser Zeitaufwand sollte in der Vergütungsvereinbarung berücksichtigt werden. Dies ist zum Beispiel möglich, indem das Honorar pro Wort für lexikalische Artikel mit Rechercheaufwand in Absprache mit dem Kunden entsprechend erhöht wird. Gleichzeitig muss deutlich gemacht werden, ob der Artikel informativ oder werbend sein soll.
5. Stilistische Dos und Don’ts für Online Lexika
Schreiben Sie stets in der dritten Person, und vermeiden Sie strikt das Wort “man”. Verwenden Sie alle Unternehmens- und Firmennamen in ihrer voll ausgeschriebenen juristischen Schreibweise. Beziehen Sie sich auf Personen stets mit deren vollem Namen. Nutzen Sie alle von der Redaktion vorgegebenen Stil- und Strukturierungselemente voll aus; dazu zählen vor allem vorgegebene Absatzüberschriften. Wenn Sie während Ihrer Recherche auf passendes Bildmaterial zur Ergänzung des Artikels stoßen, empfehlen Sie dieses ruhig dem Kunden – aber binden Sie es nicht selber ein, da Sie sonst eventuell gegen Urheberrechte verstoßen. Stellen Sie bei Ihrer eigenen Recherche sicher, dass Sie nur Quellen nutzen, die öffentlich zugänglich sind und deren Nutzung gegen kein Persönlichkeitsrecht verstößt. Nutzen Sie Ihren ersten Paragrafen immer für die typischen W-Aussagen: Um wen geht es, was tut diese Person/kann dieses Produkt/stellt dieses Unternehmen her, wie ist die Geschichte, was zeichnet den Gegenstand des Artikels besonders aus. Überzeugen Sie durch Fakten – wertende Adjektive und Superlative haben an dieser Stelle nichts zu suchen. Je mehr Informationen Sie hier liefern, desto unwahrscheinlicher sind spätere (unkontrollierbare) Hinzufügungen durch Dritte. Schreiben Sie kurze, prägnante, allgemein verständliche Sätze mit aktiven Verben, die weit vorne stehen. Und lesen Sie in jedem Fall die ausführlichen stilistischen Tipps im Wikipedia-Wiki – ganz unabhängig davon, für welche Online-Lexika Ihr Beitrag in Auftrag gegeben wurde.