Diese Kurzgeschichte “Fricky, das tapfere Eichhörnchen” dem wurde von Autorin Xelia eingereicht:
Fricky war ein kleines, braunes Eichhörnchen, das mit seiner Familie in einem Wald lebte. Dort wohnten sie in einem Loch in einem großen Baum. Fricky war ein sehr verspieltes und neugieriges Eichhörnchen und liebte es mit seinen vier Geschwistern herumzutollen. Doch wenn Fricky etwas tiefer in den Wald laufen wollte, blieben seine Geschwister ängstlich stehen.
„Wir sollen nicht so weit weg laufen. Da ist es zu gefährlich.“, sagten seine Geschwister.
„Ach was!“, meinte Fricky. „Ihr seid ja bloß Angsthasen! Dort ist es nicht gefährlicher als hier.“ Fricky schaute seine Geschwister böse an.
„Nein, wir gehen da nicht hin. Mama und Papa haben gesagt, wir sollen immer in der Nähe bleiben.“
Dann liefen Frickys Geschwister wieder zurück zum Baum und ließen ihr Brüderchen alleine stehen. Er sah sehr traurig aus, denn er wünschte sich so sehr einmal ein Abenteuer zu erleben. Das Leben auf oder unter seinem Baum fand er zu langweilig und er wollte endlich einmal was von der Welt sehen. Er schaute in den tiefen Wald und sagte: „Morgen werde ich in die Welt gehen und nach einem Abenteuer suchen!“ Mit diesem festen Entschluss ging Fricky ebenfalls wieder zurück zum Baum. Seine Eltern warteten bereits auf ihn.
„Fricky, deine Geschwister erzählten uns, dass du wieder in den tiefen Wald laufen wolltest.“, sagte seine Mutter. „Du sollst doch nicht so weit weg laufen! Es gibt viele gefährliche Tiere im Wald und du kannst dich nicht besonders gut wehren!“
„Ach Mama!“, sagte Fricky trotzig. „Es ist so langweilig immer nur hier am selben Platz zu bleiben. Ich will endlich einmal mehr von der Welt sehen. Der Herr Hase hat mir erzählt, dass die Welt sehr groß ist und man viel Zeit braucht, um alles zu sehen. Er hat mir von großen Tieren und schönen Wiesen erzählt, die ich jetzt auch gerne einmal sehen will! Bitte Mama. Bitte Papa.“
„Mein kleiner Fricky! Du bist noch viel zu jung um solche Abenteuer zu erleben. Du wirst die Welt noch früh genug sehen.“, sagte seine Mutter. „Und jetzt geh schlafen.“ Sie gab Fricky und seinen Geschwistern einen Kuss auf den Kopf und dann gingen sie alle schlafen.
Sehr früh am Morgen, als es gerade hell wurde, wachte Fricky plötzlich auf. Er träumte von großen Tieren und gefährlichen Monstern. Er sah sich um und bemerkte, dass seine Familie tief und fest schlief. Da beschloss er, sich auf seine Reise zu begeben. Er wollte auch nicht allzu lange fortbleiben und lief deshalb sofort los.
Fricky kletterte vom Baum herunter und lief in den Wald hinein.
Als er eine Weile durch den Wald ging, hörte er plötzlich ein seltsames Geräusch. Er blieb stehen und spitzte die Ohren.
Es hörte sich wie das Knurren eines großen Tieres an. Er ging auf das Geräusch zu. Dann hörte er es direkt hinter einem Gebüsch. Er blieb dahinter stehen und bog langsam die Zweige auseinander, um zu sehen, welches Tier dieses Geräusch machte. Da sah er ein großes, braunes Pferd vor sich, das nach ein paar Grashalmen am Waldboden suchte. Und neben dem Pferd, an einen Baum gelehnt, lag ein Mensch, ein Ritter, und schlief. Er schnarchte sehr laut und das war auch das Geräusch, das Fricky gehört hatte. Er bemerkte nicht, dass das Pferd ihn bereits gesehen hatte und sich zu ihm umdrehte.
„Hallo mein kleiner Freund.“, sagte es. „Was führt einen so kleinen Knirps wie dich so tief in den Wald hinein?“
Fricky sah das Pferd mit großen Augen an.
„Ich bin auf der Suche nach einem Abenteuer. Weißt du wo ich eins finden könnte?“
„Aber natürlich, mein kleiner Freund. Mein Herr und ich sind auf dem Weg zur Drachenhöhle um den gefährlichen Drachen Lamura zu töten. Mein Herr ist schon lange auf der Jagd nach ihm.“ Fricky bekam ganz große Augen, als er von dieser Sache hörte. Sofort sprang er wie verrückt auf und ab und rief: „Nimm mich mit, bitte, bitte, nimm mich mit!“ Das Pferd fing an zu lachen und fragte: „Du willst mit uns auf eine Drachenjagd kommen?“ Fricky schaute etwas gekränkt und senkte traurig den Kopf. Langsam kam das Pferd näher und stupste ihn ganz zart mit der Nase an.
„Jetzt sei nicht traurig. Ich habe doch nur einen Scherz gemacht. Natürlich kannst du mitkommen, wenn du das gerne möchtest.“
Sofort sprang Fricky in die Luft und umarmte die Nüstern des Pferdes.
„Oh danke, danke, danke! Ich bin ja so froh!“
Das Pferd lachte und freute sich ebenfalls, dass er mitkommen wollte.
„Nun gut mein kleiner Freund. Dann darf ich mich mal vorstellen. Ich bin Gondo. Und wie heißt du, wenn ich fragen darf?“
„Ich bin Fricky! Freut mich sehr dich kennen zu lernen.“, sagte Fricky und lächelte Gondo an. „Mich freut es ebenfalls dich kennen zu lernen. Siehst du den Sattel, der dort neben dem Baum liegt? Klettere dort in die Tasche, die an ihm befestigt ist. Wir werden gleich aufbrechen.“ Fricky lief sofort auf den Sattel zu und kletterte in die Tasche.
Gondo fragte: „Ist es bequem?“ „Ja.“, antwortete Fricky. „Ich lege mich jetzt aber noch ein bisschen schlafen, weil ich doch sehr müde bin.“
„Tu das. Du wirst schon aufwachen, wenn wir aufbrechen. Schlaf gut.“
Fricky legte sich bequem in die Tasche, in der noch einige Sachen, wie Handschuhe und eine Mütze lagen, und schlief dann langsam ein.
Nach einiger Zeit wurde Fricky vom Schaukeln des Pferdes geweckt. Er schaute aus der Tasche und sah den Ritter vor sich auf Gondos Rücken sitzen und durch den Wald reiten. Gespannt und neugierig schaute Fricky sich um.
Nach ein bis zwei Stunden öffnete sich der Wald etwas und stieß auf eine große Wiese. Darauf befanden sich auch noch einige Bäume, ein kleiner Bach lief hindurch und etwas weiter konnte man einen großen Felsen sehen. Sie ritten über die Wiese auf den Felsen zu. Fricky war total begeistert von der wunderschönen Landschaft. Als sie vor dem Felsen standen, erkannte Fricky, dass sich eine Höhle im Felsen verbarg. Vor dem Höhleneingang blieben sie stehen. Der Ritter stieg von Gondo ab, nahm die Tasche herunter und legte sie neben einen Baum. Fricky hielt sich versteckt, damit der Ritter ihn nicht entdeckte. Als er neben den Baum gelegt wurde, kletterte er aus der Tasche heraus und sah Gondo und den Ritter an. Aus der Höhle hörte er ein leises Knurren und andere seltsame Geräusche. Der Ritter zog seinen Helm an, nahm seinen Schild und sein Schwert und setzte sich wieder auf Gondo.
„Jetzt geht es los.“, sagte Gondo zu Fricky. „Wünsch uns Glück!“
„Viel Glück!“, sagte Fricky und schaute zu, wie der Ritter und sein Pferd langsam in die Höhle ritten. Fricky kletterte hinauf auf einen Baum. Von dort schaute er neugierig auf den Höhleneingang. Nach einer Weile hörte er ein lautes Brüllen und Flammen schossen aus dem Höhleneingang. Fricky riss ängstlich die Augen auf. Dann galoppierte Gondo mit seinem Herrn aus der Höhle heraus und dahinter folgte ihnen der Drache, Lamura. Der Ritter wendete Gondo und stand nun dem Drachen gegenüber. Fricky war total begeistert und ängstlich zugleich, aber er schaute gespannt zu. Lamura war ein riesiger, feuerroter Drache mit großen Flügeln und zwei Hörnern auf dem Kopf. Er brüllte den Ritter und Gondo an und ließ auch einige Flammen aus seinem Maul entweichen.
Der Ritter hielt seinen Schild vor sich und Gondo ging langsam einige Schritte zurück. Er wieherte laut. Lamura ging auf die beiden zu und versuchte, den Ritter mit seinen Krallen vom Pferd zu werfen. Der Ritter ritt ihm nun entgegen und hielt sein Schwert hoch, um es dem Drachen ins Herz zu stoßen. Schnell galoppierte er auf den Drachen zu, der brüllte und knurrte.
Als Fricky bewusst wurde, dass der Ritter den Drachen gleich töten wollte, hatte er Mitleid mit dem großen Wesen und rief: „Schnell, flieg weg Lamura, er will dich töten! Flieg weg!“ Der Drache hatte ein extrem gutes Gehör und verstand die Worte des kleinen Eichhörnchens ganz genau. Sofort breitete er seine Flügel aus, zwinkerte dem kleinen Eichhörnchen dankend zu und schwang sich in die Luft, um schließlich irgendwo am Horizont zu verschwinden. Gondo hielt an und der Ritter schaute dem Drachen verwirrt nach. „Was ist denn passiert? Warum ist er weggeflogen? Das passt gar nicht zu Lamura.“ Der Ritter kratzte sich den Kopf, während sich Gondo zu Fricky umdrehte.
„Warum hast du das getan?“ Fricky schaute ihn mit großen Augen an.
„Ich wollte nicht, dass ihm was passiert. Er ist doch auch ein Lebewesen und nur weil er groß ist und Feuer speien kann, muss er doch nicht getötet werden. Ich will, dass alle Tiere glücklich sind.“
Gondo verstand, was der kleine Nager ihm sagen wollte und nickte zustimmend.
Werdet ihr jetzt ein neues Abenteuer erleben?“, fragte Fricky.
„Schon möglich. Es passiert oft, dass wir eine Prinzessin retten müssen. Oder wir reiten in die weite Ferne, wenn es dort Schätze zu finden gibt. Aber dort kannst du nicht mitkommen. Denk an deine Familie.“
Fricky schaute Gondo traurig an. „Dann werde ich jetzt besser auch wieder nach Hause gehen.“ Er ließ den Kopf hängen.
„Jetzt sei nicht so traurig. Überleg doch einmal, was du gerade erlebt hast. Du hast den Kampf mit einem Drachen gesehen und ihm das Leben gerettet. Glaubst du nicht, dass das ein ziemlich großes Abenteuer ist für so ein kleines Eichhörnchen? Ich denke schon. Und du hast jetzt auch etwas, das du jedem erzählen kannst. Ist das nicht toll?“
Fricky sah Gondo nachdenklich an.
„Eigentlich hast du recht. Niemand in meiner Familie hat so was erlebt. Ich bin auch richtig froh mit dir solch ein Abenteuer erlebt zu haben. Du bist doch jetzt mein Freund, oder?“„Aber natürlich bin ich dein Freund und ich freu mich darauf, dich irgendwann einmal wieder zu sehen. Aber jetzt müssen wir los. Leb wohl mein kleiner Freund und pass gut auf dich auf.“ Gondo streckte ihm die Nase entgegen und ließ sich von Fricky umarmen. „Ich werde aufpassen. Ich wünsche euch eine gute Reise.“
Die beiden Freunde lächelten sich an. „Komm Gondo, ab nach Hause.“, sagte der immer noch verwirrte Ritter. Das Pferd drehte sich um und galoppierte los.
Fricky schaute ihnen noch ein wenig nach. Dann lief er wieder zurück in den Wald.
Kurze Zeit später bemerkte er, dass er sich in einem Teil des Waldes befand, den er nicht kannte. Wie sollte er den Weg nach Hause finden? Sich umschauend ging er weiter.
Nach einer Weile hörte er plötzlich eine Stimme, die um Hilfe rief. Das Eichhörnchen stellte sich hoch auf die Hinterbeine und lauschte angestrengt, woher die Rufe kamen. Sie hörten sich etwas dumpf und weit entfernt an. Fricky lief lauschend darauf zu. Die Hilferufe wurden lauter. Er musste also auf dem richtigen Weg sein. Als er näher kam, hörte er noch eine weitere Stimme, deren Worte ihm erst ein wenig Angst einjagten: „Du kannst dich nicht ewig in diesem Loch verstecken. Irgendwann musst du heraus kommen. Ich warte so lange und dann fange ich dich!“
Fricky beschloss auf einen Baum zu klettern, von dem er in sicherem Abstand alles genau beobachten konnte. Vorsichtig bewegte er sich auf den Ästen vorwärts und schob die Blätter beiseite. Und dann erkannte er, was los war. Ein großer Fuchs stand vor einem Erdloch und lief davor hin und her. Aus diesem Loch kamen die Hilferufe. Fricky wusste, dass es sich um einen Hasenbau handelte, in dem Hasen wohnten. Scheinbar wollte der Fuchs eines dieser langohrigen Tiere fangen und ließ ihn nun nicht mehr hinaus.
„Oh nein, der arme Hase.“, flüsterte Fricky und musste an Herrn Hase denken, der ein guter Bekannter seiner Familie war. Irgendwie musste er den Fuchs vertreiben. Doch wie? Das kleine Eichhörnchen überlegte eine ganze Weile und schaute sich dabei um. Dann sah es plötzlich in einiger Entfernung einen Ast, der von einem Baum herunterhing. Am unteren Ende gabelte sich der Ast und könnte somit eine Falle für den Fuchs werden. Doch um den Fuchs dorthin zu locken, musste Fricky seinen ganzen Mut zusammen nehmen.
„Ich muss den Fuchs dazu bringen, dass er mich verfolgt, dann kann ich ihn zu der Astgabel locken, in der er sich dann verfangen könnte.“, sagte er zu sich selbst. Das kleine Eichhörnchen begann zu zittern und holte tief Luft. Dann nahm es all seinen Mut zusammen, kletterte den Baum wieder herunter und näherte sich langsam und vorsichtig dem Fuchs. Wieder atmete Fricky tief ein, rannte dann hinter den Fuchs und rief: „Hey du hässliches Tier, was machst du denn da?“ Der Fuchs drehte sich zu Fricky um und schaute ihn genervt und wütend an. „Ich warte auf mein Mittagessen. Was geht dich das überhaupt an, du Zwerg?“ Fricky hüpfte wild auf und ab. „Da kannst du ja lange warten. Glaubst du etwa, der Hase kommt da wieder raus, solange du hier bist? Du Trottel!“
Der Fuchs wurde richtig wütend.
„Sei ruhig! Du hast keine Ahnung.“
„Du bist echt blöd. Lässt dich von einem Hasen veräppeln. Und dann heißt es immer schlauer Fuchs. Das stimmt ja wohl nicht so ganz.“
Jetzt wurde der Fuchs richtig sauer und leckte sich den Mund.
„Vielleicht sollte ich dich als Vorspeise vernaschen. Dafür hast du die richtige Größe.“
Er drückte sich mit den Hinterbeinen ab und sprang auf Fricky los, der sich sofort umdrehte und so schnell er konnte davonrannte. Es war sehr anstrengend und das Herz des kleinen Eichhörnchens raste wie wild. Dann sah es die Astgabel vor sich und nahm noch einmal allen Mut zusammen. Der Fuchs kam immer näher und gerade, als Fricky durch die Astgabel sprang, wollte der Fuchs zuschnappen und blieb mit dem Kopf zwischen den Ästen hängen. Fricky rannte noch ein wenig weiter, bis er bemerkte, dass sein Plan funktioniert hatte. Er drehte sich zu dem Fuchs um, der verzweifelt versuchte, sich zu befreien. Fricky rannte wieder zurück zum Hasenbau und ging hinein. Er traf auf einen braunen Hasen, der zitternd und verängstigt in der Ecke saß.
„Hab keine Angst. Ich hab den Fuchs abgelenkt. Schnell komm mit, wir müssen verschwinden.“
Der Hase schaute das Eichhörnchen fragend an, doch er beschloss ihm zu folgen. Sie liefen den Bau hinaus und tiefer in den Wald. Der Hase konnte noch sehen, wie sich der Fuchs unter größter Anstrengung befreien konnte, doch als dieser erkannte, dass die beiden bereits zu weit weg waren, ging er mit gesenktem Kopf in die andere Richtung.
Nachdem Fricky und der Hase ein gutes Stück gelaufen waren, hielten sie an.
„Der Fuchs hat aufgegeben. Ich danke dir sehr, kleines Eichhörnchen. Du hast mir das Leben gerettet.“, sagte der Hase freudestrahlend. „Wie heißt du?“
„Mein Name ist Fricky. Ich bin das tapferste Eichhörnchen im ganzen Wald.“
„Vielen Dank, lieber Fricky. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft. Wenn du einmal Hilfe brauchst, kannst du immer nach mir rufen. Mein Name ist Harry Hase und ich bin hier im Wald wohl bekannt. Ich kenne jeden Winkel und habe schon so manch einem verirrten Tier den Weg nach Hause gezeigt.“
„Dann kannst du mir ja vielleicht auch helfen. Ich suche nämlich den Weg nach Hause.“, sagte Fricky und schaute Harry hoffnungsvoll an.
„Na, dann erzähl mir mal, wie es bei dir zuhause aussieht.“
„Wir wohnen im Stamm eines großen Baumes. Ein großes Loch dient als Eingang. Unsere Nachbarn sind der Herr Hase, Frau Dachs und die Amselfamilie im Baum gegenüber.“
Harry musste lächeln.
„Da es in diesem Wald nur zwei Herren Hase gibt, nämlich meinen Cousin und mich, weiß ich ganz genau wo du wohnst. Komm mit, ich zeige dir den Weg.“
Fricky freute sich sehr und folgte Harry ein gutes Stück, bis er schließlich stehen blieb.
„Du musst einfach nur diesen Blumen folgen, die neben den Bäumen wachsen. Sie führen dich nach Hause.“, erklärte Harry dem Eichhörnchen.
„Ja, diese Blumen kenne ich. Die wachsen auch um unseren Baum. Vielen Dank Harry.“, sagte Fricky und lächelte den schon etwas älteren Hasen an.
„Ich habe zu danken. Schließlich hast du mir geholfen. Nun mach dich auf den Weg, sonst machen sich deine Eltern noch Sorgen.“
Fricky rannte sofort los und winkte dem Hasen zum Abschied aus der Ferne.
Es war schon sehr spät geworden und die Sonne machte sich langsam auf den Weg am Horizont zu verschwinden. Fricky wurde ein wenig ängstlich, denn so ganz allein im Dunkeln war er noch nie. Darum rannte er nun so schnell er konnte weiter. Dann hörte er plötzlich ein Jammern und er konnte tief im Wald ein helles, weißes Licht sehen. Er rannte darauf zu und blieb mit offenem Mund stehen, als er sah, was vor ihm lag. Er blickte auf ein wunderschönes, geflügeltes, weißes Einhorn, das auf dem Boden lag und weinte. Fricky lief sofort zu ihm.
„Was ist mit dir?“, fragte er.
„Ich bin mit meinem Bein in einer Dornenhecke hängen geblieben und komme alleine nicht mehr raus.“
Fricky betrachtete das verletzte Bein.
„Ich versuche dich zu befreien.“, sagte er und machte sich an die Arbeit, die Dornen aus seinem Bein zu ziehen. Sie hatten sich sehr tief in das Bein des Einhorns gebohrt und Fricky musste viel Kraft aufwenden, um alle herauszuziehen. Er biss zuerst die Stängel der Dornenhecke durch, an denen die Dornen hingen, die sich in das Bein bohrten.
Nach langem Hin und Her gelang es Fricky alle Dornen zu entfernen. Ganz sanft leckte er über die Wunden, bis sie aufhörten zu bluten. Das Einhorn schaute sich sein Bein an und lächelte.
„Ich danke dir für deine Hilfe. Es geht mir schon viel besser.“
„Das freut mich für dich. Kannst du aufstehen?“, fragte Fricky.
„Ich versuche es.“ Langsam stützte sich das Einhorn auf seine Beine und stand dann leicht schwankend auf allen Vieren. Fricky lief etwas weiter zur Seite.
Das Einhorn stand stolz auf seinen Beinen und breitete seine schönen Flügel aus. Es stellte sich auf die Hinterbeine, schlug mit den Flügeln und wieherte laut. Sein Horn leuchtete hell. Fricky war völlig überwältigt von der Schönheit dieses Tieres.
Das Einhorn sah Fricky an und ging auf ihn zu.
„Ich danke dir sehr, mein kleiner Freund. Ich stehe in deiner Schuld. Was kann ich für dich tun?“
„Nun, ich bin auf dem Weg nach Hause, aber es wird immer dunkler und ich habe ein wenig Angst. Kannst du mich nach Hause bringen?“
„Aber natürlich. Komm auf meinen Rücken. Ich fliege dich nach Hause.“
Fricky freute sich sehr und kletterte über einen Flügel, den das Einhorn zu ihm herunterließ, auf seinen Rücken.
„Sitzt du bequem?“, fragte das Einhorn.
„Ja, ich sitze gut.“
„Ich heiße übrigens Faldar. Und wie heißt du?“
„Mein Name ist Fricky. Und ich bin das tapferste Eichhörnchen im Wald!“
Faldar drehte den Kopf um und sah Fricky ungläubig an.
„Ach ja? Ist das wahr?“
„Ja. Ich habe große Abenteuer erlebt. Flieg los, dann erzähl ich es dir.“
Und Faldar schlug mit den Flügeln und flog in die Luft über den Wald. Während sie flogen, erzählte Fricky Faldar die Geschichte von dem Drachen Lamura, seinem neu gewonnenen Freund Gondo und der Rettung von Harry Hase vor dem Fuchs. Faldar hörte aufmerksam zu und flog langsam über die Baumkronen des Waldes hinweg.
Als Fricky seine Geschichte beendet hatte, setzte Faldar zur Landung an. Fricky sah, dass Faldar und er vor seinem Wohnbaum standen. Langsam kletterte das Eichhörnchen von seinem Rücken herunter und betrachtete den Baum. Dann drehte er sich zu Faldar um und sagte: „Vielen Dank, dass du mich nach Hause gebracht hast. Vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal wieder.“
„Ganz bestimmt.“, entgegnete Faldar. „Lebe wohl Fricky.“
Dann schwang sich das geflügelte Einhorn in die Luft und flog davon.
Fricky sah ihm noch eine Zeit lang nach.
Plötzlich stürzten sich seine Geschwister auf ihn und schrien: „Wer war das? Wo kommt ihr jetzt her? Erzähl, erzähl!“ Fricky musste sich erst einmal von seinen Geschwistern befreien und sagte: „Jetzt beruhigt euch mal. Ich will euch ja alles erzählen. Lasst uns zu Mama und Papa gehen. Ich will, dass
sie es auch hören.“
Und so gingen sie gemeinsam zu ihren Eltern und Fricky erzählte ihnen sein Abenteuer, das er erlebt hatte. Gespannt und aufmerksam hörten sie ihm zu.
Und es dauerte nicht lange, da kannte jeder im Wald die Geschichte des Eichhörnchens Fricky, der den Drachen Lamura und Harry Hase rettete und das geflügelten Einhorn Faldar aus dem Dornenbusch befreite, welches ihn schließlich nach Hause flog. Und überall war Fricky nun als das tapferste Eichhörnchen im ganzen Wald bekannt!