Wenn Ihnen einmal die Worte fehlen

Auswege aus einer Schreibblockade
Gastbeitrag von Martin Plendl
make-better.de

Professionelle Texter und Autoren kennen das Problem – auf einmal will ihnen kein Wort mehr über die Tastatur kommen. Nichts geht mehr. Rien ne vas plus. Auf einmal ist sie da. Die Schreibblockade. Und jetzt? Ob Profi oder Amateur, Online-Redakteur oder Home-Blogger: Alle suchen Wege aus der Blockade und haben alle mehr oder weniger funktionierende Tipps zur Hand. 

Natürlich muss jeder selbst “seine” Art finden, wieder zu Worten zu kommen. Doch kommt es auch immer auf die Arbeitssituation an. Bin ich allein, bin ich zuhause? Bin ich in der Agentur? Denn einfach Yoga im Großraumbüro zu machen ist sicherlich schwierig. Und vielleicht wenig hilfreich.

Die Situation

Zuerst einmal müssen wir uns die Situation anschauen, in der ein Text verfasst werden soll. Ist der Artikel vielleicht von langer Hand geplant? Dann habe ich mir im Kopf vielleicht schon einmal Ideen und Gedanken zurecht gelegt. Oder ist es ein spontaner Text, der noch schnell vor Redaktionsschluss fertig sein muss? Dann muss ich jetzt schnell sein und auf Zwang kreativ werden. Und wenn ich dann nur Müll produziere, könnte vielleicht auch mein Job auf dem Spiel stehen.

Daher ist zuerst zu klären, welche Maßnahmen an welcher Stelle getroffen werden können. Zuhause habe ich es sicherlich leichter, einfach mal aufzustehen, vielleicht ins Wohnzimmer zu wechseln und ein paar Minuten auf dem Sofa nachzudenken. Vielleicht koche ich mir einen Kaffee oder schmiere mir ein Brötchen, gehe in den Garten, fege den Hof oder lege mich in die Wanne. Wenn es hilft? Dann kann ich auch staubsaugen! Aber im Büro? Abgesehen vom Kaffeekochen habe ich dort nicht allzu viele Möglichkeiten.

Wann schreibe ich am besten einen Text?

Ein Chef würde darauf antworten: “Wenn er gebraucht wird!” Klar. Danach macht’s auch wenig Sinn. Aber gerade im Büro und unter Druck kommen Probleme. Wenn man nicht weg kann. (Ich sitze übrigens gerade im Zug, ich kann den Laptop zuklappen und morgen weiterschreiben^^)

Doch hier liegt wirklich ein großes Problem.

Deadlines, wann ein Blogbeitrag, ein Artikel, eine Produktbeschreibung oder eine Pressemeldung fertig und veröffentlicht sein müssen, muss es geben. Klar. Aber leider werden Kreativ-Jobber (und dazu zähle ich alle Berufsgruppen aus dem Bereich “Text”) dazu gezwungen, von 8-17 Uhr im Büro zu sitzen und gefälligst kreativ zu sein. Jetzt. Los! Schwierig. Blöd.

Wo schreibe ich am besten einen Text? 

Leider kommen vielen Menschen die besten Ideen dann, wenn sie Ihnen einfach kommen. Abends um 11, mittags um 2, am Sonntag Nachmittag. Sicherlich muss dann die “Work-Life-Balance” (warum eigentlich nicht Life-Work-Balance?) so gestaltet sein, dass auch Zeit für das Verfassen eines Textes bleibt. Aber viele befreundete Journalisten, Autoren und Texter haben mir alle auf Nachfrage bestätigt, dass sie am liebsten zuhause und ohne feste Büro-Zeiten arbeiten. Weil’s dann einfach besser flutscht.

Leider haben aber mindestens genau so viele Chefs immer noch Probleme damit, ihren Mitarbeitern soweit zu vertrauen, dass sie außerhalb der Büroräume auch tatsächlich arbeiten werden. Aber da klappt’s bei vielen nun einmal am besten. Bei mir übrigens auch. Und ob ich dabei im Café, am Strand oder im Arbeitszimmer sitze, ist meinem Boss übrigens herzlich wurscht. Doch das löst nicht das Problem der Schreibblockade.

Wenn Yoga und Schaumbad nicht möglich sind

Zuhause kann ich machen was ich will, im Büro muss ich irgendwie “professionell” sein. Ich habe daher beim Stöbern im Internet eine Hilfe gefunden, die Schreibblockaden am Arbeitsplatz lösen kann.

Das Tool heißt WikiMindMap. Grundprinzip: Ein Begriff steht im Mittelpunkt und es werden alle relevanten Wikipedia-Verlinkungen angezeigt. Das Tolle daran: So lässt es sich prima an einem Thema entlanghangeln, wenn’s gerade mal klemmt. Aber der Reihe nach!

WikiMindMap: Wie funktioniert das? 

Im Grunde mehr als einfach: Unter www.wikimindmap.org rufe ich WikiMindMap auf. Ich gebe dort mein Thema ein, zu dem ich gerade schreiben möchte. Dies steht also im Mittelpunkt. Drumherum erscheinen jetzt Themenbereiche, die bei Wikipedia unmittelbar mit meinem Thema verlinkt sind und damit in Verbindung stehen. Schon habe ich eine Art vorgefertigtes Brainstorming, in dem mir Schlagwörter aufgezeigt werden.

 

Brainstorming via MindMap

 

 

Was nützt mir das? WikiMindMap kann hier ein Ideengeber sein. Es kann mir helfen, die betrieblichen Scheuklappen abzulegen und abseits meines eigentlichen Schreibweges neue Bereiche anzeigen, die direkt zu meinem eigentlichen Thema passen. Der rote Faden (mein Thema) bleibt bestehen, aber ich kann so einmal rechts und links des Weges schauen, was ich inhaltlich noch in meinem Artikel unterbringen kann. Und so die Schreibblockade lösen.

Und wenn das alles nichts nützt?
Schwierig wird es, wenn etwa Produktbeschreiber sich immer rund um ein Produkt drehen müssen. Wenn also 50 Ledersessel-Typen betextet werden sollen, die alle irgendwie gleich aussehen. Aber doch Unterschiede haben. Um doppelte Inhalte und eine mögliche Abstrafung durch Google zu umgehen, gibt es im Grunde nicht viele Möglichkeiten. Abgesehen von denkbaren technischen Spielereien heißt es auch da: Zähne zusammenbeißen und losschreiben. 50 unterschiedliche Texte. Gar nicht so leicht… Was kann man dann tun?

Möglichkeiten aus der Krise
Ich habe in der Vergangenheit auch mit diesen Problemen zu kämpfen gehabt. 25 gleiche Artikel wollten 25 unterschiedliche Texte haben. Um nicht zu verzweifeln, habe ich einen geschrieben. Nur einen Einzigen. Der sollte perfekt sein vom Aufbau, Inhalt, SEO. Und den habe ich mir zum Vorbild genommen für die restlichen 24. Ich habe nur die Situation geändert, in der sich das Möbelstück befand.

Mal war der Barhocker in der Küche, mal im Esszimmer, mal im Partykeller. Mal legte ich den Fokus auf die Farbe, mal auf die Funktion, mal auf die besondere Form. Dann auf die Situation, die dargestellt wurde: Mal der Brunch mit Freunden, mal das Candle-Light-Dinner, mal die Geburtstagsparty. Und so kamen dabei nach und nach 25 Produktbeschreibungen heraus, die alle völlig unterschiedlich waren, obwohl die beschriebenen Produkte sich stark ähnelten.

Doch wichtig bei so einer Aktion ist es auch, Pausen zu machen. Die gesamte Geschichte einmal beiseite zu legen, um so den Kopf wieder frei zu bekommen. Mal rauszugehen, ein Brötchen zu schmieren, Staub zu saugen. Oder halt Yoga. Oder WikiMindMap. Oder so. 

 

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