Samhaini

Die Kurzgeschichte Samhaini” für Kinder  wurde von Autorin Dienstwerk verfasst.

Igitt! Schon wieder bin ich in eine Schlammpfütze getreten. Schmutzwasser blubbert zwischen meinen Zehen. Vor mir hüpft der Taschenlampenschein meiner Lehrerin. Sie stapft, umringt von den anderen Jungs, allwetterummantelt und gummibeschuht durch den Stadtwald.

„Zieht feste Kleidung an, wir machen eine Nachtwanderung“, hatte sie uns eingeschärft.

Losgelaufen sind wir nachmittags um fünf, da war es noch hell. Und vor allem trocken. Welcher Elfjährige zieht schon Gummistiefel an, noch dazu tintenblaue mit rosa Totenköpfen drauf, wie Axel und Anton! Ich hingegen trage meine heißgeliebten Turnschuhe, die vorn schon ein kleines Loch haben.

Unsere Klasse wurde aufgeteilt. Eine Gruppe sollte im Wald Halloween-Deko-Material sammeln, die andere in der Schule Fledermausmobiles basteln. Die Waldgruppe sollte anschließend einen Aufsatz schreiben. Ich wollte in der Bastelgruppe mitmachen, obwohl ich basteln hasse, aber Aufsätze hasse ich noch viel mehr. Doch für den Fledermauskram wurden ausschließlich die Mädchen eingeteilt.

Die Lehrerin erzählt gerade einen Gruselwitz. Ich höre nur Satzfetzen und Antons Lachen. Die Truppe ist zu weit weg.

„Wartet mal, ich stecke fest“, rufe ich, doch kein Laut kommt über meine Lippen – so, als würde der grünliche Nebel, der mich plötzlich umgibt, meine Stimme direkt aus der Kehle saugen.

Ich zerre an meinem Fuß, der wie einbetoniert im Schlamm klebt. Jetzt wächst auch noch eine Wurzel darüber. Ich sehe genauer hin. Bäh, das ist keine Wurzel, sondern ein riesiger Regenwurm, so dick wie der Daumen meines Vaters! Ein Kichern lässt mich aufblicken und vor Schreck erstarren. Aus dem Nebel materialisiert sich ein grinsender, grüner Zwerg.

„Wer bist du?“, flüstere ich.
„Ich bin Samhaini.“
„So ein bescheuerter Name“, denke ich und fühle mich ziemlich unbehaglich.
„Du elender Wicht wagst es, mich zu beleidigen?“, donnert der Winzling und lächelt nicht mehr.

Kälte kriecht mein Bein hinauf, ich fange an zu zittern.
„Kannst du Gedanken lesen?“ „Ich kann noch viel mehr!“ Er reckt und streckt sich und überragt mich schließlich um Kopfeslänge. „Ich bin der Hüter der Geschöpfe des Waldes. Wolltest du gerade diesen Wurm zertreten, Menschenkind? Antworte!“
„Ich, äh…“ Jetzt fange ich auch noch an zu stottern.

Samhaini breitet drohend seine Arme aus und stürzt sich mit einem gewaltigen, alles verschlingenden Satz auf mich. Der grüne Nebel scheint in einem Feuerball um mich herum zu explodieren.

„Da bist du ja“, ruft die Lehrerin erleichtert und leuchtet mir voll ins Gesicht.
Mit einem Schmatzgeräusch zieht sie meinen Turnschuh aus dem Schlamm.
„Du bist ganz blass!“ „Ich habe einen Geist gesehen“, sage ich leise, meine Stimme
gehorcht mir wieder. Anton und Axel tippen sich an die Stirn und verdrehen die Augen.

Ihr werdet schon sehen – das wird der beste Aufsatz meines Lebens!

©Claudia & Jann Gregor Göpel

Kurz-Info:

Samhain, das alte keltische Fest, das im Christentum zu Allerheiligen wurde und heute vor allem als Halloween gefeiert wird, markiert das Ende des lichten Jahres und den Anfang der dunklen Zeit. Die Anderwelt mit ihren Geistern und Geschöpfen ist unserer Oberwelt näher als sonst im Jahr. Doch die dunkle Zeit gilt auch als Zeit der Erneuerung – ohne Zerfall kein Wachstum.

3 thoughts on “Samhaini

  • 18. März 2013 at 17:02
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    Ich denke, es ist nicht kleinlich anzumerken, dass hier (grob geschätzt) nicht einmal ein Fünftel der minimal geforderten 2000 Worte erreicht wird. Ihr Argument, dass es schwierig ist, mit kurzen Texten einen Spannungsbogen zu erzeugen, zählt für mich nicht. Es ist auch schwierig, mit langen Texten die Spannung zu halten.
    Auch wenn für mich die Freude am Schreiben im Vordergrund steht, sollten sich der Gerechtigkeit wegen alle an die Vorgaben halten.

  • 18. März 2013 at 14:59
    Permalink

    Hallo Ponyschnecke,

    ganz so arg genau sind wir nicht, was die Wortanzahl betrifft.
    Wir wollten mit unserer Wortanzahl lediglich einen Rahmen vorgeben.
    Es ist zudem sehr schwer mit einer noch geringeren Anzahl an Worten
    einen Spannungsbogen zu erzeugen.
    Ihr Team von content.de

  • 18. März 2013 at 12:03
    Permalink

    Ganz nette Geschichte, aber superkurz. Sind das wirklich 2 000 Wörter?

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