Das content.de Team ist nach Hamburg, zu den Online Marketing Rockstars gereist. Zeit für einen Rückblick. Nach der Warmup-Party am Vorabend, bei der wir unsere ehemalige Kollegin Elena Lapschin wiedergetroffen haben, machten wir uns am nächsten Morgen auf zum Veranstaltungsort. Früh am Morgen (Einlass war bereits um 8 Uhr) wirkt die Hamburger-Amüsiermeile noch nicht gerade einladend:
Da wir uns schon am Vorabend akkreditiert hatten, kamen wir schnell in den Innenraum des kultigen Veranstaltungsortes: Große Freiheit 36. Vor 20 Jahren war der Autor zuletzt hier. Er stand in der ersten Reihe und Robert Plant stand auf der Bühne… Erinnerungen werden wach, als wir das content.de Banner aufhängen:
Der Saal füllte sich rasch. Mit rund 1200 Gästen war die Große Freiheit mehr als rappelvoll. So gab es für zahlreiche Gäste keine Sitzplätze. Wir hatten uns glücklicherweise noch Plätze sichern können, da wir früh vor Ort waren:
Um kurz nach 9 ging es dann los. Nach einer kurzen Einführung von Prof. Dr. Armin Rott stellte der Gastgeber Philipp Westermeyer den Speaker der Keynote, Jeffrey Rayport von der Harvard Business School vor:
Sein Thema “The Next Generation Online Marketing” kreiste natürlich um die Themen Mobile, Big Data und Emotionen als Schlüsselfaktor für Erfolg im Onlinemarketing.
Real Time Bidding (RTB), Big Data und Mobile sind die großen Themen bei den Online Marketing Rockstars 2013
Nach diesem erstklassigen und launigen Vortrag ging es gleich weiter mit Christian Meermann von Zalando, der Interessantes über Kanal-Attribution zu berichten hatte, denn ein Zalando-Kunde benötigt im Schnitt 3-4 Kontakte über verschiedene Kanäle, bevor es zum Kauf kommt. Um sein Werbebutget effizient einzusetzen ist es (nicht nur für Zalando) wichtig, diese Customer-Journey je nach Kanal möglichst genau bewerten zu können. Christian gewährte einen kleinen Einblick in das Vorgehen von Zalando in diesem Bereich:
Weiter ging es mit Erik Siekmann, der auf Basis aktueller Umfragen die aktuellen Themen im Onlinemarketing nach Aktualität und Relevanz gruppiert aufzeigte. Big Data, Realtime Bidding (RTB) und Mobile sind auch hier die großen, aktuellen Themen. Alte Bekannte wie Affiliatenetzwerke gehören auch hier schon zum “alten Eisen”.
Anschließend wurde es SEO-lastig. Andre Alpar von AKM3 skizzierte nicht nur aktuelle SEO Themen und gab einen Ausblick auf aktuelle und kommende Trends. Vorher stellte er noch seine sehr treffende Taxonomie der SEO-Branche vor. Dabei identifiziert er drei SEO-Grundtypen
- selbstständiger SEO mit eigenen Domains,
- angestellter SEO für ein Unternehmen
- Agentur-SEO als Dienstleister für Dritte
Hier fügte er noch die Dimension “Einzelkämpfer vs. Team” hinzu.
Einen interessanten Einblick in die Erfolgsgeschichte der internetstores GmbH gab anschließend Rene Marius Köhler. Vom Fahrradladen der Eltern über das Startup zum KMU: Wie verändern sich Perspektiven und Ansprüche ans Marketing auf diesem Weg? Am Beispiel der (zugekauften) Eigenmarke Votex zeigte er einen von mehreren Ansätzen auf.
Es folgt Roman Kirsch, der über den rasanten, datengetriebenen Aufstieg von fab.com berichtete. Big Data auch hier ein Thema: Der Customer Lifetime Value ist ein Wert, der eine zentrale Bedeutung bei der Bewertung von Marketingkampagnen einnimmt. Ihn richtig zu berechnen ist eine Kunst.
Die anschließenden Firmenvorstellungen brachten unserer Meinung nach leider nur einen bedingten Mehrwert. Auch der Block zu den M&A Trends im Anschluss an die Mittagspause hat uns persönlich weniger interessiert, bzw. konnte uns nicht für die Thematik begeistern. Dass das Mobile-Thema stark im Focus der Investoren liegt war vorhersehbar.
Danach wurde es wieder spannend. Mirko Caspar berichtet über Rentabilitätsberechnungen von TV-Kampagnen am Beispiel von Mr. Spex. “Testen, testen, testen” war hier die zentrale Message. Ebenso wie man A/B-Test für Landingpages macht, sollte man auch Werbespots testen und versuchen ihren Impact exakt zu messen um eine sauberer Bewertungsgrundlage zu haben. Messen kann man den Erfolg einer Ausstrahlung inzwischen relativ gut, denn viele Fernsehzuschauer sind inzwischen parallel zur Sendung auf ihrem Second-Screen, dem Tablet oder Smartphone, im Internet unterwegs. Zum Abschluss gab es noch einen wertvollen Ratschlag für die Praxis: “Logo und URL immer 50% größer, als die Agentur empfiehlt. Immer!”
Dann die Kaffeepause… die eingeleitet wurde mit einem Überraschungsgast: Jan Delay, der sich aus dem off noch mit “ich bin Bushido” ankündigte, rockte die Online Marketing Rockstars mit drei Titeln und riss (wenn auch erst nach Aufforderung) die Zuschauer von den Sitzen: “Nehmt die Einstecktücher raus oder wedelt einfach mit Euren iPads“…
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=jQ4rX2m5Ds8[/youtube]Scoot Woods von Facebook hatte anschließend einen schweren Stand. Nicht nur weil er nach Jan Delay auf die Bühne musste, sondern auch weil er Facebook Deutschland vertrat. Sofort musste er sich kritische Fragen zur Supportqualität für Anzeigenkunden gefallen lassen. Eine gewisse Anti-Facebook Stimmung war spürbar im Saal – nicht überhörbar der Szenenapplaus aus dem Publikum bei jeder kritischen Frage. Zentrale Aussage seines Status-Reports war auch nur, dass Facebook nun verstärkt den Newsfeed, den zentralen Raum der Facebookseite für Werbung, bzw. gesponserte Post nutzt und da gerade auf der Suche nach einem akzeptablen Mix ist.
Irgendwie drehte sich nach dem Auftritt von Jan Delay die gute Stimmung vom Vormittag, denn die Qualität der Vorträge ließ deutlich nach. Über den Youtube-Abschnitt decken wir an dieser Stelle den gnädigen Mantel des Schweigens. Ganz unterhaltsam war die von Kiez-Größe Kalle Schwensen geleitetet Verlosung von Sachpreisen der Sponsoren, mit denen er teilweise spontan wenig anfangen konnte, wie bei der Anzeige in einer Marketingzeitung: “Ach so, unter einer Anzeige verstehe ich etwas anderes…”
Der folgende Vortrag von Prof. Thorsten Holz von der Universität Bochum machte den Eindruck eines recycelten Vortrags, der für eine ganz andere Zielgruppe gedacht war. Wie sonst wären die englischen Folien und die Ausführungen darüber, dass bereits besuchte Links eine andere Linkfarbe vom CSS zugewiesen bekommen als noch nicht besuchte Links zu bewerten…
Der Geräuschpegel im Publikum stieg ständig, auch bei den folgenden Panels zum Thema RTB und Big Data, von denen bei mir primär hängen geblieben ist, dass der ein oder andere Teilnehmer gleich noch seinen Flieger bzw. Zug erwischen muss, und dass es jetzt wohl chic ist als Panelteilnehmer Kaugummi zu kauen.
Dann hofften wir auf die Trendwende, aber der hochinteressante und auch – bezüglich des Umgangs mit personenbezogenen Daten in Amerika – erschreckende Vortrag von Julius van der Laar über seine Unterstützung der Obama Wiederwahl-Kampagne durch Analyse großer Datenmengen, blieb leider eine rühmliche Ausnahme.
Der Tag neigte sich dem Ende zu. Der letzte Programmpunkt, der Videochat mit Martin Sinner litt unter technischen Störungen und hektischen Kameraschwenks des offensichtlich ständig herumlaufenden Gesprächspartners. So war es nicht verwunderlich, dass zum Abschluss der Veranstaltung, die so großartig am Vormittag begonnen hatte, kaum noch die Hälfte der Zuschauer anwesend war.
Das war unserkurzer Recap der Online Marketing Rockstars 2013.
Was nehmen wir mit von dieser Konferenz? Drei Punkte bzw. Themen wurden häufig genannt:
- Real-Time-Bidding ist das aktuelle Thema neben Big Data
- Authentisch bleiben und Emotionen wecken ist einer der Schlüssel zum Erfolg
- Affiliate-Netzwerke sind der geschmolzene Schnee von Vorvorgestern. Große Firmen starten lieber hauseigene Programme mit ausgewählten Partnern.
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Ein genialer Beitrag, der bei mir die volle Punktzahl unter anderem in der künstlerischen Wertung bekommen würde. Gratulation an den Autor! Grund dafür:
Ich habe den Eindruck direkt dabei gewesen zu sein und kann die Atmosphäre spüren.
Wunderbares Beispiel für die Kraft der Worte…
Wahnsinnig interessanter Bericht – sehr unterhaltsam aufgearbeitet.
Musste ich unbedingt dort gewesen sein? Wozu? Diese Abhandlung war aufschlussreich genug! Außerdem habe ich bei Jan Delay immer das Bedürfnis, ihm ein Taschentuch reichen zu müssen. 🙂