Im zweiten Teil unserer Blogserie über unsere Top 5 der deutschen Kinderbuchautoren stellt unsere Autorin escritora_catalana heute einen wahren Klassiker vor: Erich Kästner.
Humor und ein scharfer Blick prägten sein Werk: Erich Kästner als Kinderbuchautor
Sein erster Beruf lässt ihn schon ahnen: den guten Draht zur Welt der Kinder. Erich Kästner, geboren am 23. Februar 1899 in Dresden, startete gleich nach dem Abschuss der Volksschule mit nur 14 Jahren eine Ausbildung an einem Lehrerseminar. Abgeschlossen hat er die Ausbildung schon, als Lehrer gearbeitet aber nie. Stattdessen holte er das Abitur nach und studierte in Leipzig Geschichte und Theatergeschichte, Philosophie und Germanistik. Seine Schriftsteller-Karriere begann mit Gedichten und Zeitungsartikeln von ausgeprägt sozialkritischem und satirischem Charakter – für ein erwachsenes Publikum. Ein erheblicher Teil der folgenden Romane, Epigramme und kabarettistischen Texte für Erwachsene entwickelten sich zu Bestsellern. Dennoch verbinden wir den Namen Erich Kästner heute vor allem mit seinen Kinder- und Jugendbüchern.
Gleich sein erster Kinderroman „Emil und die Detektive“ aus dem Jahr 1929 wurde in 59 Sprachen übersetzt. Die Abenteuer des 12-jährigen Emil Tischbein auf seiner Reise aus der heimatlichen Kleinstadt zu Verwandten in Berlin erreichten allein in Deutschland eine Auflage von mehr als zwei Millionen. Emil reist allein, mit 140 Mark für die Großmutter im Gepäck. Sein Mitreisender im Bahnabteil, ein seltsamer Herr mit Hut, stiehlt ihm das anvertraute Geld. Emil nimmt mit Unterstützung des gleichalterigen Gustavs, dessen Freunden und einer Cousine namens Pony Hütchen die Verfolgung des dreisten Diebes auf. Natürlich stellt das Detektiv-Team den Räuber und übergibt ihn der Polizei.
„Emil und die Detektive“ wurde 1931 in Deutschland zum ersten Mal verfilmt. Kinofilme aus den USA und Großbritannien, Brasilien und Argentinien, aus Japan und immer wieder aus Deutschland folgten. Kästners Theaterstück nach dem Kinderroman wird bis heute aufgeführt. Das Musical schaffte es bis in die Staatsoper Dresden. Auch die Spiele-Verlage kamen an Emils Geschichte nicht vorbei: Es gibt gleich drei Spiele, die an den Roman angelehnt sind.
Dem ersten Kinderroman folgten weitere: „Pünktchen und Anton“, „Das fliegende Klassenzimmer“, „Emil und die drei Zwillinge“ und „Das doppelte Lottchen“. Dazu schenkte Erich Kästner der Kinderwelt den Gedichtband „Das verhexte Telefon“, Geschichten, Erzählungen, Kurzgeschichten und eine Reihe von Nacherzählungen bekannter Märchen und Sagen aus seiner ganz persönlichen Sicht. „Münchhausen“, „Don Quichotte“ und „Die Schildbürger“ gehören dazu.
Nahezu alle Kinderromane und einige seiner Nacherzählungen wurden immer wieder verfilmt. „Münchhausen“ kam schon 1943 in die Kinos. Später folgten unter anderem „Das doppelte Lottchen“ als deutsche, britische und US-amerikanische Version und „Das fliegende Klassenzimmer“.
Erich Kästner starb im Juli 1974 in München. Seine Romane, Geschichten und Gedichte haben ihre Anziehungskraft bis heute nicht verloren. Verraten Sie uns Ihre persönlichen Favoriten?
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Liebe escritora_catalana,
Ihre Frage beantworte ich gern. Favoriten: “Das Schwein beim Friseur” und viele seiner Gedichte. Eines beginnt so:
Die Entwicklung der Menschheit
Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.
Wer das Gedicht weiterlesen möchte, findet es hier: http://www.deutschelyrik.de/index.php/die-entwicklung-der-menschheit.html
Meine Lieblingssprüche:
„Die deutsche Literatur ist einäugig. Das lachende Auge fehlt.”
„An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.“
Kleine Korrektur zu Ihrem Text: Erich Kästner hat die Ausbildung zum Lehrer nichtbeendet. Das steht zwar auf vielen Seiten im Internet, stimmt aber trotzdem nicht. Richtig ist: Er hat den Abschlusskurs besucht. Viele Schreiber und Leser folgern daraus, dass er den Abschluss gemacht hat. Ein Irrtum, der sich schnell verbreitet.
Außerdem hat auch noch der gemeine Fehlerteufel zugeschlagen:
Gleich sein erster Kinderroman „Erich und die Detektive“… Das könnte vielleicht ein Admin korrigieren.
Etwas möchte ich Ihrem Text noch hinzufügen. Die Nazis warfen Kästners Bücher ins Feuer. Auch auf dem Berliner Opernplatz hielt sich am 10. Mai 1933 der 2. Rufer an den in einem Rundschreiben vorgegebenen Text:
“Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.”
Trotzdem blieb er in Deutschland. Das haben ihm einige seiner emigrierten Kollegen übel genommen. In der Zeit bis 1945 veröffentlichte Kästner im Ausland oder unter einem Pseudonym.
Vielen Dank für Ihren Artikel. Neu war für mich, dass Emil es auch in die Spielewelt geschafft hat.
Grüße und man liest sich 🙂