Die Möglichkeit das eigene Buch verlagsunabhängig zu veröffentlichen – und zwar genauso, wie man es sich selbst vorstellt, ist für viele Autoren ein großer Anreiz sich einmal mit Self-Publishing auseinanderzusetzen und ihre Bücher als E-Book zu veröffentlichen. Zwar können nur wenige Autoren als Indie-Publisher den Lebensunterhalt bestreiten, kleine Nebenverdienste sind aber durchaus möglich – und das Gefühl, das eigene Buch einmal in den E-Book Listen der Shops zu finden und Leser zu erreichen, ist sowieso unbezahlbar.
Teil 1: Planen, Schreiben und Gestalten
In dieser Serie haben wir für Sie alle wichtigen Schritte zusammengestellt, die es zu berücksichtigen gilt, wenn Sie Ihr eigenes E-Book veröffentlichen möchten – von der Planung bis zum Marketing. In Teil 1 erfahren Sie, wie Sie den kreativen Teil dieses Projektes in Angriff nehmen können und was Sie vor der Veröffentlichung beachten sollten.
Themenfindung
Zunächst einmal kommt es darauf an, welche konkreten Motive Sie zum Veröffentlichen Ihres eigenen E-Books leiten. Wollen Sie sich als Autor schriftstellerisch verwirklichen oder möchten Sie gezielt schreiben um ein wenig dazu zuverdienen? Natürlich lässt sich nicht einfach nach „Schreiben um Geld zu verdienen“ und „Schreiben als Selbstverwirklichung“ aufteilen – ein gelungenes Buch verkauft sich sicher besser als eines, das für die schnelle Mark produziert ist. Trotzdem kommt es zunächst darauf an, welches primäre Ziel Sie mit dem Veröffentlichen Ihres E-Books haben. Zwar ist es heute leichter denn je, das eigene Werk zu publizieren, dementsprechend überlaufen ist jedoch auch der E-Book Markt.
E-Books im Bereich Belletristik: schriftstellerische Selbstverwirklichung
Wenn Sie sich als Autor im Bereich Belletristik verwirklichen möchten, haben Sie vermutlich schon Ihr favorisiertes Genre gefunden – vielleicht sogar schon eine Idee. Auch wenn es gerade als unbekannter Autor schwierig ist, in beliebten Genres wie Thriller, Krimi und Roman herauszustechen, sollten Sie sich natürlich treu bleiben und nicht aus Verkaufsgründen umsatteln. Hier kommt es vor allem darauf an, dass Sie Geduld und Zeit in Ihr Projekt sowie in das Marketing investieren, sich als Schriftsteller einen Kreis aufbauen und einen Namen machen.
E-Books für Nischen und Neues: Gezieltes Schreiben für Leserbedarf
Wenn Sie gezielt ein E-Book veröffentlichen möchten, um etwas dazuzuverdienen, bieten sich Sachbücher und Ratgeber an. Stellen Sie sich bei der Themenfindung die folgenden Fragen: Auf welchem Gebiet sind Sie besonders gut und können Lesern etwas bieten, oder für welches Thema interessieren Sie sich besonders und möchten sich intensiv einarbeiten? Wo haben Sie Expertise, Beziehungen oder persönliche Erfahrungen, die Sie von anderen Personen abheben? Falls Ihnen hier noch nichts Konkretes vorschwebt, kann auch eine Medienanalyse helfen. Recherchieren Sie aktuelle Schlagzeilen, Trends und Themen und überlegen Sie, wo Bedarf für einen Ratgeber besteht und Sie Lesern etwas Neues, besonders Gefragtes oder Außergewöhnliches bieten können.
Planung und Schreibprozess
Ein Buch schreiben ist ein Großprojekt – Wenn die Idee erst einmal steht, nimmt die Vorarbeit Ihres Buches den Hauptteil des Prozesses ein. Vor allem bei fiktionalen Büchern, wie Romanen, müssen bereits bei der Planung Charaktere und Handlungsstränge ausgearbeitet werden, um Unstimmigkeiten in der Erzählung zu vermeiden. Auch für Ratgeber und Sachbücher ist die Vorarbeit nicht zu unterschätzen – die Recherche ist der wichtigste und meist zeitaufwendigste Teil des Projektes.
Natürlich geht jeder Autor in der Planung anders vor und sind kreative Prozesse niemals linear – eine grobe Strukturplanung ist jedoch sicher nicht verkehrt. Spezielle Programme für Autoren helfen bei der Planung und im Schreibprozess, die Übersicht zu behalten. Storybook, Scrivener und yWriter beispielweise, sind kostenlose Programme, über die sich Charaktere, Schauplätze und Kapitel anlegen lassen um Ordnung zu halten. Das Schreibprogramm Papyrus bietet neben der Strukturhilfe auch Funktionen zur Textanalyse, wie Fehlerkorrektur, Synonymvorschläge und mehr. Sinnvoll kann es auch sein, sich vor dem Schreiben ein Storyboard anzufertigen, wie es bei Drehbüchern gemacht wird.
Lektorieren des E-Books
Für die Veröffentlichung des eigenen E-Books muss heute kein Verlag mehr zwischengeschaltet und theoretisch auch keine Investition mehr getätigt werden. Dementsprechend fallen die Dienstleistungen des Verlags aber auch weg – Lektorat, rechtliche Absicherung, Vertrieb und Marketing muss der Autor selbst in die Hand nehmen. Je nach Budget kann ein Lektor beauftragt und ab dem ersten Manuskript miteinbezogen werden. Dies ist natürlich relativ kostspielig und kommt daher für viele Autoren erst einmal nicht infrage. Wenn man nicht viel investieren kann oder möchte, lässt sich aber auch mit kleinem Budget schon Hilfe finden. Programme, wie das oben bereits genannte Papyrus oder Webseiten wie Wortliga, helfen, neben der Korrektur von Fehlern, auch stilistische Mängel zu finden und schlagen Verbesserungen vor.
Inhaltliches Feedback kann jedoch auch das beste Programm nicht ersetzen. In jedem Fall sollten Sie Ihr Werk nach Fertigstellung zunächst selbst noch einmal gründlich lesen und korrigieren. Lassen Sie es am besten einige Zeit liegen um ein wenig Distanz zu bekommen, so entdecken Sie eventuelle Unstimmigkeiten besser. Je nachdem wie umfangreich das E-Book ist, gestaltet sich das Korrekturlesen als langwierige Aufgabe. Knüpfen Sie hierfür zum Beispiel Kontakte zu anderen Autoren. So haben Sie Ansprechpartner aus dem gleichen Metier, können sich gegenseitig helfen und lernen voneinander.
Formatierung
In Schreibprogrammen für Autoren können Sie Ihr Buch als Word Dokument, teilweise sogar direkt in die Zielformate für E-books, (.epub und .mobi) speichern. Falls Sie Ihr Buch ohne ein spezielles Programm für Autoren schreiben, nutzen Sie am besten eine einfache Formatierung in Word oder html. Da bei der späteren Konvertierung in die E-Book Formate nicht alle Formatierungen übernommen werden können, halten Sie das Dokument simpel: Seitenzahlen, Schriftgröße und Ränder werden beispielweise nicht mitkonvertiert, da Leser diese selbst am Reader einstellen können. Seitenumbrüche dagegen sollten Sie einfügen, um die einzelnen Kapitel übersichtlich zu unterteilen. Falls Sie Bilder einbauen, setzen Sie diese immer mit der Einfüge-Option ein, da Copy & Paste häufig zu Fehlern bei der Umwandlung führt. Diese Grundregeln zur Formatierung Ihres E-Books sollten Ihnen unnötige Arbeit am Ende des Schreibprozesses ersparen –was Sie bei der Veröffentlichung Ihres E-Books für die einzelnen Shops beachten müssen, wird im zweiten Teil dieser Serie noch einmal ausführlicher erläutert.
Titel und Cover
Titel und Cover sind das Erste, was potentielle Leser von Ihrem Buch wahrnehmen. Hier gilt es Interesse zu wecken und gleichzeitig Orientierung zu bieten. Bei einem Sachbuch ist es einfacher, Titel und Cover zu finden, als bei einem Roman. Ein typischer Sachbuchtitel geht direkt auf die Bedürfnisse des Lesers ein, z.B.: „In zehn Schritten zum Bestseller“ – mit dem passenden Bild. Bei Romanen ist es schon schwieriger: Titel und Cover vermitteln die Stimmung des Buches und der Leser entscheidet auf Gefühlsbasis, ob er sich davon angesprochen fühlt. Nehmen Sie sich Zeit für die Verpackung Ihres Buches und holen Sie sich Feedback. Aber Achtung: bei Titeln gilt das Titelschutzgesetz – Sie dürfen keinen Titel wählen, der bereits vergeben ist. Der erste Autor, der ein Werk unter diesem Titel veröffentlicht, hat das Markenrecht auf diesen Titel, um Verwechslungen zu vermeiden. Falls Sie bereits einen Titel haben, das Buch aber erst später veröffentlichen, können Sie Ihren Titel über eine Titelschutzanzeige zeitlich vorverlegt schützen lassen.
Das Cover können Sie je nach Budget gestalten lassen oder selbst anfertigen. Bedenken Sie, dass es sowohl sehr klein in Shoplisten, als auch vergrößert auf dem Reader, in Bunt und Schwarz-weiß erscheint. Testen Sie es daher auf Wirkung und Lesbarkeit in verschiedenen Formaten.
Rechtliche Fragen klären
Ein Buch zu veröffentlichen bedeutet, dass Sie selbst verantwortlich für die Inhalte sind und für Verletzungen von Urheber-, Marken- und Verwertungsrechten zur Rechenschaft gezogen werden können. Grundsätzlich dürfen Sie nur Inhalte veröffentlichen, an denen Sie die Rechte besitzen und die weder rechtsextremistisch, persönlichkeitsverletzend oder jugendgefährdend sind. Seien Sie vorsichtig mit Zitaten, Markennamen, Bildmaterial etc. und holen Sie sich in jedem Fall die schriftliche Erlaubnis des Urhebers bzw. Rechteinhabers, falls Sie Material verwenden möchten, das nicht aus Ihrer Feder stammt. Wie im vorherigen Teil bereits erwähnt, gilt dies auch für den Buchtitel. Lassen Sie sich am besten vor der Veröffentlichung Ihres Buches rechtlich beraten, um eventuelle Rechtsverletzungen auszuschließen.
Dann mal los!
Soviel zum kreativen Teil des Projektes „E-Book veröffentlichen“ – im zweiten Teil erfahren Sie, wie Sie Ihr Buch in den einzelnen Shops publizieren und verkaufen können, was hierbei beachtet und gegebenenfalls beantragt werden muss. Bis dahin wünschen wir unseren Autoren einen erfolgreichen Start als Indie-Publisher!