Die Überschrift – 6 wissenswerte Fakten

6 Tipps zum betexten von Überschriften.

Sie steht über allem: Die Überschrift. Die Überschrift ist neben dem Bild das entscheidende Element eines journalistischen Textes. Denn sie soll den Leser dazu anreizen, den Artikel zu lesen. Emotional, einfach, informativ soll sie sein – ganz schön viel auf einmal für so ein kleines Textelement. Wie geht das bloß? Hier sind sechs wissenswerte Fakten zum Thema Überschrift.

1. Kurz, einfach und präzise…

So und nicht anders ist eine Überschrift formuliert. Je kürzer desto besser, denn eine Leseentscheidung erfolgt innerhalb von Sekunden, oft sogar Millisekunden. Deshalb muss der Leser die Headline möglichst schnell und einfach verarbeiten können. Jedes Wort, das gestrichen werden kann, ohne die Verständlichkeit einzuschränken, ist zu viel. Beispiel: Statt „Beim Onlineshop XY können Sie eine Woche lang Versandkosten sparen“ lieber: „Nur für eine Woche: Versandkosten bei XY sparen“.

2. …und trotzdem mit ganz viel Inhalt

Der erste Blick eines Lesers landet bei einem Artikel in der Regel zuerst auf dem Bild oder den Bildern. Danach wird sofort die Überschrift dazu gelesen. Es ist daher unbedingt erforderlich, dass die Überschrift zu den Bildern passt und den Artikelinhalt möglichst zusammenfasst. Die Kernaussage muss auf Anhieb erkennbar sein. Auch Zwischenüberschriften müssen sich inhaltlich in dieses erste Bild einfügen. Denn auch sie werden beim ersten Scannen des Textes wahrgenommen.

3. Von Gefühlen und Informationen

Menschen erreicht man am besten durch Emotionen. Das gilt auch für Überschriften. Besonders gut geling das durch das Einsetzen von Begriffen, die bestimmte Gefühle auslösen wie Mitgefühl („Kollegen schenken Zeit für krebskranke Tochter“, Die Welt), Wut („Die zehn schlimmsten Stauhöllen: So viel Zeit kostet Pendler der Verkehr“, Focus Online) oder Angst („Lage ist gefährlich: Sturmalarmstufe Rot in ganz Deutschland“, Focus Online).

Für Überschriften gibt es bestimmte Schlagworte, die den Leser aufhorchen lassen. Das sind zum Beispiel: „Sex“ („Keine Sex-Orgien mehr im staatlichen Kurhaus“ Frankfurter allgemeine Zeitung), „Geheimnis“ („Copilot von Germanwings-Flug 4U9525: Furchtbares Geheimnis“, Süddeutsche Zeitung ) und“ kostenlos“ („Am 1. April kostenlos Bus fahren“, Neue Westfälische). Auf diese sogenannten Triggerwords reagieren unsere emotionalen Antennen besonders sensibel. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Leser beim Scannen solcher Begriffe in den Text einsteigt, ist besonders hoch.

Natürlich ist diese Emotionalisierung mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Derartige Headlines sind nicht überall angebracht. Üblich sind sie in der Publikumspresse und auch im Internet gewinnen sie an Bedeutung. In Tageszeitungen und Fachmedien dominieren meistens nachrichtliche Überschriften. Das heißt, sie fassen in wenigen, rein informativen Worten die Kernaussage des Artikels zusammen: „Peter Gauweiler verlässt Bundestag und CSU-Spitze “, Tagesspiegel.

4. Nein zum „Nein“

Wir halten fest: Eine Überschrift muss bereits den Artikelinhalt zusammenfassen und sie muss den Leser neugierig auf den Text machen. Aber vor allem muss sie leicht verständlich sein. Deshalb ein Hinweis an dieser Stelle: Keine Verneinung in der Überschrift. Denn Psychologen fanden heraus, dass unser Gehirn länger für die Verarbeitung eines Satzes braucht, sobald eine Negation darin auftaucht.

5. Das Präsens hält jung

Im deutschen Journalismus, vor allem in der nachrichtlichen Presse, ist es üblich, die Überschrift im Präsens zu formulieren. Denn obwohl sich die Handlung der meisten Meldungen bereits in der Vergangenheit abgespielt haben, gibt die Gegenwartsform den Anschein von Aktualität. Der Journalist Bastian Sick erklärt in seiner „Zwiebelfisch“-Kolumne: „Das Präsens ist das Botox der Journalistensprache.“ Es wirkt dem Verfall der Meldung entgegen.

In Österreich und der Schweiz werden Überschriften übrigens generell im Imperfekt formuliert.

6. Die Macht der Zahlen

Zahlen wecken Interesse. Wenn der Inhalt es hergibt, ist eine Zahl in der Überschrift ein wahrer Magnet für Leseraugen. Sie signalisieren einen gut strukturierten Artikel und unterstreichen die Glaubwürdigkeit des Inhalts. Allerdings dürfen Zahlen in Überschriften unausgeschrieben bleiben. Der Grund dafür ist Punkt 1 dieser Liste. Und übrigens: Studien zufolge haben Überschriften im Internet, die eine ungerade Zahl enthalten, eine höhere Klickrate als Headlines mit geraden Zahlen.

3 thoughts on “Die Überschrift – 6 wissenswerte Fakten

  • Pingback: 5 Gründe, warum ein Webtext nicht bis zum Ende gelesen wird - content.de | Blog content.de

  • 7. April 2015 at 11:43
    Permalink

    Da gibt es durchaus Ansätze. Ich bin da im Studium z.B. im Bereich der kooperativen Spieltheorie bei Prof. Wulf Albers vom Institut für mathematische Wirtschaftsforschung schon drüber gestolpert, damals unter dem Begriff “prominente Zahlen”. Entsprechende Ansätze gibt es für unterschiedliche Disziplinen.

  • 7. April 2015 at 11:27
    Permalink

    Hallo!

    Danke für die Übersicht. Was ich wirklich interessant finde, ist die Tatsache, dass ungerade Zahlen in einer Überschrift mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Gibt es dafür eine “wissenschaftliche” Erklärung, dass gerade Zahlen allzu glatt, also unglaubwürdig, erscheinen, zum Beispiel?

    Gruß, Bea

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert