Das gesamte Interview gibt es hier zum Nachlesen:
Stellen Sie sich als Texter potenziellen Auftraggebern vor
Ich schreibe seit April 2013 unter dem Namen „Jazzer“ für content.de. Zu meinen textlichen Schwerpunkten entwickelten sich mehr und mehr Ratgeber-Aufträge. Das fängt beim Rohrreinigungs-Notdienst und der Kanalsanierung an, geht über Tipps für die Schule, den Beruf, das Studium sowie die Karriere weiter und hört bei informativen Artikeln noch lange nicht auf. Die drehen sich zum Beispiel um Kaffeeanbau und –vermarktung einschließlich sozialer und ökologischer Aspekte. Produktbeschreibungen wie Badezimmer-Einrichtungen, Aufträge aus dem Bereich Bauen und Renovieren, sowie Haus und Wohnung schreibe ich auch häufiger. Dazu kommen noch Firmenporträts und Pressemeldungen vom Autohaus bis zur Lebensberatung. Ich habe auch kein Problem damit, erotische Texte zu verfassen – solange es nicht um menschenverachtende oder gesetzwidrige Dinge geht. Aber ein solcher Auftrag ist mir auf unserer Plattform noch in keiner Rubrik begegnet. Letztendlich ist es die Vielfalt des Angebots, die mir an der Arbeit für content.de so gut gefällt.
Zum Schreiben kam ich, weil Lesen und Schreiben mir Leben, Kopf und Seele füllen, seit ich als Kind schreiben lernte. Deutsch zählte von der ersten Volksschulklasse bis zum Abitur immer zu meinen stärksten Fächern – genauso, wie Mathematik immer das schwächste war. Ich bin auf dieses Defizit nicht stolz und weiß, dass zwei mal zwei gleich vier ist: Aber ich hab’s einfach nicht mit Zahlen – mit Buchstaben umso mehr. Deswegen war auch klar, dass ich Deutsch (und Sport) studiere, schon während der Hochschuljahre für Studenten- und Szenezeitungen schrieb und den größten Teil meines (bezahlten) Berufslebens Zeitungsredakteur war: 23 Jahre.
Welche Aufträge bereiten Ihnen am meisten Freude?
Am liebsten schreibe ich Texte mit möglichst wenigen Keyword-Vorgaben – auch wenn keyword-basierte Briefings mich keineswegs abschrecken. Aber die Entwicklung von Gedanken nur anhand einer bestimmten Themenvorgabe interessiert mich am meisten. Wahrscheinlich deswegen, weil diese Aufgabenstellung am stärksten informierender, aufklärender und Hintergründe aufdeckender journalistischer Schreibweise ähnelt. Aufträge ohne oder nur mit ganz wenigen Keyword-Vorgaben gibt es auf unserer Plattform zum Beispiel im Bereich Karriere, wenn es um Tipps zu Bewerbungsgesprächen geht. Manchmal kommt der Wunsch nach einer Storytelling-Struktur von Auftraggebern aus Branchen, bei denen man es nie erwarten würde. Zum Beispiel von einem content.de-Kunden, der Etiketten und Preisauszeichner vertreibt. Dann denke ich mir jedes Mal eine Geschichte aus, in der solche Produkte die „Hauptperson“ darstellen. Wissenschaftliche, politische oder kulturelle Aufträge würde ich am allerliebsten übernehmen. Aber es ist klar, dass sie auf dieser Plattform eher selten auftauchen: Sie gehören in die Welt meines früheren Berufes.
Welches Expertenwissen, aufgrund von Hobbys, beruflicher Bildung etc., besteht bei Ihnen?
Oh, da kommt einiges zusammen: Der erste Beruf, den ich nach dem Realschul-Abschluss lernte und „ordentlich“ mit der Gesellenprüfung abschloss, war Baustoffprüfer. Das ist so etwas Ähnliches wie Chemielaborant und schafft ein allgemeines Grundverständnis für technische Zusammenhänge. Während der Jahre auf dem zweiten Bildungsweg zum Abitur und des Studiums (Deutsch und Sport auf Lehramt für Gymnasien) habe ich sehr intensiv Sport getrieben. Insgesamt komme ich auf 15 Jahre Judo, was sich gut mit der sportpädagogischen Ausbildung verband und mir Trainerjobs im Judo ermöglichte.
Dann kamen die langen Jahre als Redakteur von Lokalzeitungen, in denen man alles macht, was im ganz normalen Lebensalltag der ganz normalen Menschen vorkommt. Da spannt sich der Bogen von der Jahreshauptversammlung der Katholischen Frauengemeinschaft über die Diskussion von Krankenhaus-Standorten im ländlichen – dünn besiedelten – Raum bis hin zum Kommunal-Haushalt einer kleinen Gemeinde mit 6500 Einwohnern. Besonders gerne erinnere ich mich an die fast 13 Jahre als Sportredakteur, in denen mein Schwerpunkt ein Handballverein in der Zweiten Bundesliga war. Auf diesem hohen Niveau geht es um mehr als nur den Sport: um wirtschaftliche Aspekte, Sponsoring, Marketing-Strategien und Professionalisierung.
Was ich noch mitbringe, ist Erfahrung aus politischer Arbeit: Da bin ich schon seit über 30 Jahren ehrenamtlich mal mehr und mal weniger aktiv. Ob Kreisparteizeitung, Kommunalpolitik, parteiinterne Arbeit oder Haustür-Wahlkampf für eine Bürgermeister-Kandidatin. Alles ist anstrengend, aber positiv stressig, bringt Freude und vor allem: Wer so etwas macht, wird lebensklug, begreift genauer, warum die Welt so ist, wie sie ist und was es so wahnsinnig schwierig macht, sie auch nur ein bisschen zu ändern. Und warum das alles immer so endlos lange dauert.
Und dann ist da noch die völlig verrückte Idee, nach dem Ende der Redakteursjahre mit 57 (!) Jahren das Referendariat als Lehramtsanwärter zu absolvieren. Eine stressige, aber wunderbare Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Selbst vor dem Hintergrund nicht, dass danach der Weg in den Lehrerberuf nicht möglich war. Ich hatte fast 30 Jahre zuvor nach dem Ersten Staatsexamen nicht weitergemacht, weil es sowieso keine Einstellungsperspektiven gab.
Was erwarten Sie von den Auftraggebern?
Ein klares, eindeutiges Briefing und eine sachlich-freundliche Tonlage in der Kommunikation über das Nachrichtentool unseres Portals. Manchmal muss man sich eben – vor allem beim ersten Auftrag für einen neuen Kunden – über Änderungswünsche „zusammenraufen“. Für mich hat sich das bislang immer gelohnt: Daraus ergaben sich viele oder regelmäßige Folgeaufträge, bei denen kein Nacharbeiten mehr nötig war. Beide Seiten wussten, was die andere erwartet. Ich habe bislang nur in wenigen Ausnahmefällen die Erfahrung gemacht, dass sich ein Auftraggeber im Ton vergreift – und konnte selbst bislang der Versuchung widerstehen, im gleichen Stil „zurückzukeilen“. Ich bin sicher, dass ich es auch in Zukunft schaffe.
Was können Auftraggeber im Gegenzug von Ihnen erwarten?
Ich mag diese Arbeit, stehe mit Kopf und Herz dahinter und das merkt man – so hoffe ich doch – meinen Texten an. Abgabefristen einzuhalten, ist für mich genauso selbstverständlich wie die Überlegung, ob ich das Thema überhaupt beherrsche, bevor (!) ich den entsprechenden Auftrag übernehme. Ich bin selbstkritisch genug, um zu wissen, was ich nicht kann.
Allgemeinverständlich für ein breites Publikum formuliert, bringe ich fast alles an den Mann (und die Frau). Dabei hilft mir mein in langen Berufsjahren gewachsener Erfahrungshorizont als Journalist zwischen „Fachidiot“ und „Universaldilettant.“