Reden wir gar nicht erst um den heißen Brei herum. Die Auftragslage auf content.de ist gerade alles andere als zufriedenstellend. Die Lage hat sich seit unserem letzte Blogbeitrag zu diesem Thema im Januar weiter verschlechtert. Die Aufträge, die auf den Marktplatz kommen, sind sofort vergriffen, das Umsatzvolumen ist gesunken. Nicht nur bei uns, auch auf anderen Plattformen, in Texter-Foren und wo sonst noch Textaufträge vergeben werden, sieht es ähnlich düster aus. Auch die Autoren, die früher hochnäsig auf die „Wortpreistexter“ auf Plattformen herabgeblickt haben, mussten inzwischen realisieren, dass sich eine komplette Branche innerhalb weniger Monate verändert hat. Niemand bleibt verschont.
Woran liegt das? Die naheliegende Antwort ist allerdings nicht die einzige Antwort.
Angebot
Natürlich hat ChatGPT, die generative KI von OpenAI, einen massiven Anteil daran. Neben der freien Variante, gibt es auch Plattformen wie Neuroflash, Jasper, etc. und natürlich die Microsoft Bing Integration, die alle auf ChatGPT zurückgreifen. Mit ihnen lassen sich KI-Texte zu einem Bruchteil des Preises herstellen, den man sonst für von Menschenhand erstellte Texte zahlt.
Die KI-Texte haben neben dem Preis einige unschlagbare Vorteile: Sie stehen innerhalb weniger Sekunden zur Verfügung, Überarbeitungen ebenso, sie sind frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Tonalität und sogar Sprache können mit dem sprichwörtlichen Knopfdruck in wenigen Sekunden geändert werden.
Gerade in den Bereichen Termintreue und Rechtschreibung haben sich viele Autor*innen in den letzten Jahren selber das Grab geschaufelt. Fehlende Endkontrolle und lässiger Umgang mit Fristen wurde von einigen zu sehr ausgereizt. Man fühlte sich auf der sicheren Seite, ein paar Vertipper sind eben „menschlich“ und „mit den Terminen soll sich der Auftraggeber nicht so haben, ich hab eben noch andere wichtige(re) Aufträge.“
Die KI hat keine wichtigeren Termine, sorgfältiger und schneller ist sie auch zu einem Bruchteil der Kosten. Klar, auch sie produziert Dopplungen und Füllsätze, aber darin sind menschliche Autoren auch sehr gut.
Man kann viel über KI-Texte herziehen, Haare in der KI-Suppe finden und sich über Fehler, die die KI produziert hat, lustig machen. Wer das macht und sich daher als menschlicher Autor auf der sichereren Seite fühlt, ignoriert einen wesentlichen Aspekt. Ich zitiere einmal den Geschäftsführer eines Mitbewerbers: „Solange es rankt und billiger ist, ist es den Leuten egal.“
Wir müssen anerkennen, dass die KI mittlerweile in der Lage ist, viele Texte in gleicher Qualität zu erstellen, die bis vor kurzem noch von Menschen erstellt wurden.
ChatGPT hat demnach definitiv das Angebot auf dem Markt verändert. Was viele noch nicht durchschaut haben, ist die veränderte Nachfrage.
Nachfrage
ChatGPT/KI verändert auch die Zukunft der Suchmaschinen, die sich von “Webseiten-Listen-Anzeigmaschinen” zu “Antwortmaschinen” entwickeln. Microsoft Bing ist hier der Vorreiter. Google zieht gerade nach, bzw. hat bereits in der Vergangenheit zaghaft in diese Richtung gearbeitet. Bei einer einfachen Suchanfrage werden bei Google inzwischen auf den ersten Blick kaum noch Webseiten angezeigt, sondern die (potentielle) Antwort, weiterführende Fragen und Videos:
Microsoft Bing geht sogar noch einen Schritt weiter:
Die Suchmaschinen zeigen die Antwort direkt an. Es besteht somit kein Bedarf mehr, einzelne Webseiten zu besuchen. Der komplette Bereich des sogenannten „informational search” wird künftig zu einem großen Anteil direkt von der Suchmaschine bedient. Warum soll man da als Webseitenbetreiber noch Content produzieren, bzw. in ihn investieren, wenn die KI die Inhalte klaut und für sich selber nutzt?
Dazu kommt, dass sich Investitionen in Content immer schwerer amortisieren lassen. Durch die DSGVO und ePrivacy-Verordnung ist es immer schwieriger geworden, Tracking Technologien (z. B. Cookies) für das Affiliate-Marketing einzusetzen. Der Webseitenbetreiber verdient immer weniger an der Werbung. Der einzelne Affiliate fällt hinten rüber, der Markt konsolidiert sich auf ein paar wenige große Werbenetzwerke. Das merkt man auch daran, dass immer mehr Online-Angebote von Zeitschriften und Zeitungen ihren Content hinter der Bezahlschranke verschwinden lassen. Viele Webseitenbetreiber investieren daher gerade nicht mehr in Content. Das Content-Marketing liegt derzeit im Koma.
Umfeld
content.de hat immer davon profitiert, dass die Kundenbasis breit aufgestellt ist und aus den verschiedensten Branchen kommt. Fast jede Branche war irgendwie im Online-Marketing aktiv. Egal wo man sich umhört, ob es die lokale IHK, der Bekannte aus der Branche A und der Onkel mit einem Betrieb in Branche B ist: Überall in Deutschland steht man derzeit branchenübergreifend auf der Investitionsbremse. Hohe (Material-)Preise, Lohnsteigerungen und vor allem Zinssteigerungen lassen nicht nur Privatpersonen die Gelder zusammenhalten. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf das Online-Marketing. Hier können schnell Kosten eingespart werden.
Die Printbranche, die für ihre Onlineprodukte viel bei uns geordert hat, befindet sich fast überall in einer großen Umstrukturierungswelle. Ansprechpartner und Budgets verschwinden über Nacht.
Marktplatz
Auf dem Marktplatz bei content.de und anderen Anbieter sieht es daher oft leer aus. Verschärft wird die Situation dadurch, dass Aufträge nun rasend schnell von den Autoren angenommen werden. Allerdings verschiebt sich die Auftragsvergabe auch massiv zugunsten von DirectOrders, die somit erst gar nicht auf den offenen Marktplatz gelangen. Gefestigte Kundenbeziehungen sind weniger betroffen als der recht anonyme offene Marktplatz.
Konsequenzen
Ein Teil der Aspekte mögen temporär sein, doch faktisch werden sich viele Autoren umorientieren müssen, da sich der Markt stark verändert hat und noch weiter verändern wird. Für bestimmte Texte wird es immer noch menschlichen Input benötigen, manche Kunden werden weiter nur Texte „aus Menschenhand“ kaufen, aber dieser Anteil der Kunden wird deutlich schrumpfen. Terminuntreue, Rechtschreibfehler und oberflächliche Füllsätze wird man sich als Autor künftig nicht mehr leisten können. Wer damit bisher nicht aufgefallen ist, hat eventuell Glück und wird weiter beauftragt. Andere werden schnell durch KI ersetzt. Der Massenmarkt wird auf “klein aber fein” eingedampft werden. Erfahrene Autor*innen haben da noch gute Chancen. Für die “einfache Massenautor*in” im unteren Sterne-Bereich wird die Luft vermutlich dünn.
Bei der Verwendung von KI-Texten sind Fragen wie Urheberrechte, die Übernahme von Verantwortung für falsche Inhalte etc. derzeit noch völlig ungeklärt. Willkommen im wilden Westen. Bis hier verbindliche Regulierungen eingeführt werden, kann es noch Jahre dauern. Der viel diskutierte AI-Act der EU ist ein erster Schritt. Auch hier sind Transparenzregelungen für generative KI wie chatGPT vorgesehen. Eine Übersicht zum Thema AI-Act mit weiterführenden Links findet sich unter diesem Link.
Noch sind die Verwender von KI-Texten nicht wirklich auf die Nase gefallen, daher ist niemand bereit, für die menschliche Prüfung, bzw. die Überarbeitung von KI-Texten zu zahlen.
Natürlich will auch die Bedienung der KI, das Prompten, gelernt sein. Möglicherweise sind Kunden künftig bereit, auch dafür Crowdworker zu bezahlen. Tendenzen sind hier noch schwer zu erkennen. Eventuell werden auch Hybridtexte, also von Menschen überarbeitete KI-Texte wieder stärker gefragt sein. Ein gewisser Prozentsatz der Kundschaft wird bleiben und weiter „handgemachte“ Texte kaufen. Wie groß dieser Anteil ist, lässt sich derzeit noch schwer abschätzen. Fest steht, dass sich der Markt und das Umfeld verändert haben. Daher werden sich sowohl Autor*innen als auch wir als Plattform anpassen müssen. Wohin die Reise geht, werden wir aber erst in den nächsten Monaten sehen.
@ Jörg: Wir sollen uns also geschlagen geben, unser Denken einstellen und uns willen- und hilflos den Maschinen ausliefern? ChatGPT ist nur der Anfang … wenn wir uns da opfern und es annehmen, dann liegen wir auch in Kürze mit Cyborgs im Bett und führen Beziehungen mit sprechenden Puppen. Sicherlich lernt die KI dazu, das streitet niemand ab. Dennoch kann sie den Menschen und sein individuelles, persönliches Eingehen auf Situationen und Gefühle nicht ersetzen. Wenn das ganze Leben nur noch maschinengesteuert ist, dann rottet sich die Menschheit aus, da sie sich selbst den Boden unter den Füßen wegzieht. Klar, das Lektorat von KI-Texten wird sicher zukünftig eine wichtige Position einnehmen – aber dafür braucht es Menschen, die der Sprache in all ihren Facetten fähig ist.
@Corina
Ist mir tatsächlich auch schleierhaft, wie sich alle so tot stellen können. Wir als die kleinen Fische können wahrscheinlich wenig ausrichten. Hallo liebes Team von Content.de etc., liebe Auftraggeber, die immer so zufrieden mit mir waren – wo seid ihr denn??
@Corina – Ich persönlich denke, dass deine Einschätzung zu ChatGPT falsch ist. Ich nutze ChatGPT täglich und bin jedes Mal beeindruckt, wie gut er schreibt. Als Dr. phil. mit Promotionsthema “Informationsqualität” bilde ich mir ein, ein Urteil hierüber fällen zu können.
Erstaunlich ist, dass er inzwischen Fachwissen, Logik und Sprache so umsetzt, dass ich dem Resultat sprachlich nicht mehr Vielfalt verleihen könnte. Er hat inzwischen meine Schreibweise verinnerlicht und erweitert diese, mit der Eloquenz anderer Autoren. Die Texte sind, anders als du beschreibst, teilweise so emotional, dass ich ChatGPT hinsichtlich Adverben und Superlative einschränken muss. Dazu formatiert er korrekt -Tabellen, Listen, Hervorhebungen – alles kein Problem.
Ihr seid auf verlorenem Posten, wenn ihr denkt, eine Technologie, die in Ihren Anfängen bereits so gut performt und so schnell, so viele Nutzer für sich gewonnen hat, durch staatliche Kontrolle einfangen zu können. Der Staat selbst hat kein Interesse daran, da es bedeuten würde, Deutschland verliert als Innovationsverweigerer weiter an Boden im Kampf um die Digitalisierung.
Ihr solltet euch meiner Ansicht nach zu Spezialisten in diesem Bereich entwickeln – Habt ihr früher einen Artikel am Tag geschrieben, so könntet ihr mit ChatGPT fünf schaffen. Wenn ChatGPT euch den Content nimmt, heißt das auch, dass ihr ihn von ChatGPT nehmen könnt und darin liegt doch vielmehr Potenzial. Nehmt es an und werdet die Zukunft, anstelle sich ihr entgegen zu stellen.
Hallo alle zusammen,
ja wie soll die Revolte aussehen … wir müssen uns, geschlossen und am besten mit content.de gemeinsam in die überregionalen Medien begeben. Zeitungen, Fernsehen, alles was möglich ist. Wir müssen auf uns aufmerksam machen und darüber berichten, wie die KI das Internet verdummt und sich die “geistigen Ergüsse” echter Autoren krallt, um sie dann in oft falscher Larifari-Mentalität auszuspucken. Auch wenn viele AG die günstige Variante der Texterstellung vorziehen, wird es einige Auftraggeber geben, die in sich kehren und unterdes festgestellt haben, das eine emotionslose Maschine den Menschen nicht ersetzen kann.
Das Branchensterben können wir nicht aufhalten, aber wir können dafür sorgen, dass man unsere Stimmen hört. Und wenn wir nur einen Teil der Menschen erreichen, wäre schon viel gewonnen. Momentan harren wir kampflos der Dinge, die uns überrollen und die unsere Existenzen zerstören. Auch ich versuche, Nebenerwerbe zu erschließen … doch mit 48 Jahren und seit 23 Jahren selbstständig gibt es nichts mehr für mich …
Auch das hier angesprochene Lektorat für KI-Texte wäre eine Option. Was sagt content.de dazu, gibt es da eine Möglichkeit?
Ich bewerbe mich auch auf Stellen als Ghostwriter, doch leider gibt es in meiner Region nichts und auch wenn viele Firmen Homeoffice anbieten, ist Standortnähe eine Bedingung. Ich kann doch nicht mein Haus aufgeben, mich hoch verschulden und wegziehen nur um für 1000 Euro im Monat für ein Unternehmen zu schreiben.
Lösungen, wir brauchen Lösungen – Brainstorming – what can we do?
Hallo liebe Kollegen,
die Auftragsflaute hat auch mich voll überrollt, mit allen wirtschaftlichen Folgen und in einem Tempo, das ich mir so nicht vorstellen konnte. Das Beispiel Auto hinkt: Damals waren es Jahre, bis eine Brache vollständig ersetzt wurde und es blieb den Kutschern eine gewisse Zeit, um Auto fahren zu lernen. Das sieht bei uns leider ganz anders aus.
Ich habe auch die Blog-Idee als zusätzliche Verdienstquelle ad acta gelegt. Warum soll ich beispielsweise Näh- und Strickanleitungen veröffentlichen, die sich die KI krallt und via Google oder Bing kostenfrei weiterreicht, sodass die Leute gar nicht erst auf meiner Seite nachsehen müssen? Ich habe viel Arbeit, andere profitieren. Hinter einer Bezahlschranke wird sich das kaum lohnen, zumal ja keiner weiß, wie es mit den Ausschüttungen der VG-Wort weitergeht.
Das Internet wird dadurch sehr an Vielfalt verlieren, denn diese Entwicklung wird im Laufe der Zeit alle einholen. Ich fürchte, der Drops ist gelutscht, es hätte viel früher auf Copyright (wessen Texte nutzt KI schließlich) und damit einen Anteil am Kuchen bestehen (auch die VG-Wort-Einnahmen schwinden) sowie auf die Gefahren durch eine gewisse geistige Verarmung und das Verschwinden von Kreativität hingewiesen werden müssen.
Wir haben den Gürtel enger geschnallt, ich arbeite inzwischen nebenberuflich auf geringfügiger Basis und genieße die freie Zeit. Denn etwas ganz anderes wurde noch nie erwähnt: Die vielen Sorgen um den Beruf sind extrem belastend gewesen und ich verspüre die psychischen Folgen inzwischen sehr. Wie es auf Dauer weiter geht, ich weiß es nicht, bin mir aber sicher, fast alle Texter müssen sich neu orientieren.
Ich wünsche Euch dennoch eine schöne Adventszeit und für 2024 eine berufliche Perspektive, die Euch ebenso ausfüllt wie das Texten.
Sabine
@Corina
Ich finde es auch sehr schade, dass irgendwie alles kaputt geschwiegen wird. Wenn ich irgendwem von der Situation erzähle, werden verwundert die Brauen gehoben – es ist einfach öffentlich ein viel zu “unwichtiges” Thema, dass hier eine komplette Branche zerstört wird!
Ich habe noch exakt einen Auftraggeber außerhalb von Content.de, der NICHT auf KI setzt und mich glücklicherweise über Wasser hält. Bei Content selbst sind es noch zwei, drei Auftraggeber geblieben, die allerdings viel zu wenig schicken.
Ich wäre auf jeden Fall bei einer “Revolte” dabei, was hättest du denn für Ideen? Wünsche dir viel Erfolg!!
… Monate sind vergangen, in denen es schwerer und schwerer wird. Öffentliche Aufträge gibt es kaum noch und auch das Kontingent an DO hat sich in den letzten Monaten so minimiert, dass ich meinen Lebensunterhalt nicht mehr davon bestreiten kann. Gibt es neue Erkenntnisse zur Marktlage oder läuft das jetzt alles langsam aus — schleicht sich aus — und wir Texter müssen davon ausgehen, dass es im nächsten Jahr in diesem Bereich nichts mehr zu tun gibt? Fragen über Fragen, die sich über meinem Kopf und über den Köpfen anderer Autoren ausbreiten … die wie Fragezeichen über uns schweben. Auch ich sehe mich nach neuen Wegen um und bewerbe mich in verschiedensten Bereichen … doch leider ist das mit 48 Jahren nicht so einfach und man hört im Regelfall nichts oder eine Absage auf die Bewerbung. Es kann doch nicht sein, dass die KI, auch wenn sie günstiger und schneller als ein menschlicher Autor ist, den gesamten Markt übernimmt. Ich habe einige KI-Texte gelesen und mir haben sich dabei die Zehnägel hochgerollt. Fehlerhaft im Ausdruck und absolut ohne jegliche Emotion sind nur zwei Auffälligkeiten, die ich nicht übersehen konnte. Wie geht es weiter, was wollen wir tun?
Wollen wir stumm um unsere Existenz kämpfen oder wollen wir aufstehen und unsere Stimme an die Öffentlichkeit tragen?
Gemeinsam sind wir stark, allein kämpft jeder von uns auf verlorenem Posten.
Corina
Die Branche entwickelt sich eben weiter.
Kein Fuhrmann hat früher eine Subvention vom Staat erhalten, als das Auto angefangen hat, diese vom Markt zu drängen. Es gab auch keine Initiative, um Fuhrleute zu retten. Die Devise: Kauf dir ein Auto, lern ein Auto zu reparieren oder zu verbessern, verkaufe Zubehör für Autos oder macht was anderes!
Menschen werden in Zukunft häufiger Prüfer, Administratoren und da korrigierend tätig sein, wo die KI versagt. Oder wieder mehr bei Aufgaben tätig sein, die “Face to Face” oder offline sind, auch wenn dies vielleicht nicht jedem gefällt.
Dieser Prozess wird auch in Verwaltungen einsetzen, wo nicht mehr jeder Antrag, jedes Formular oder Anfrage von einem Mensch geprüft wird, sondern nur noch Stichproben, wo die KI einen Überschuss an Fehlern entdeckt oder wo eine menschliche Einschätzung notwendig ist.
Meiner Meinung nach wird die fortsetzende Automatisierung bei Prozessen und Arbeitsschritten es mittelfristig erforderlich machen, das aktuelle Arbeitsmodell und dessen Sinn zu überarbeiten.
Das ChatGPT und Alternativen die Textgenerierung übernehmen und anfangen zu coden ist ein Fakt und wird noch weitergehen.
Fraglich ist nur, bis zu welchem Punkt das Internet noch das freie Internet mit zugänglichen Informationen ist, wenn jede Quelle erbarmungslos und kostenlos von Informationsbrokern ausgeschlachtet wird.
Ich stelle mir schon die Frage, welchen Ertrag es für mich hat, im Netz Informationen zu veröffentlichen, die andere zum Geld verdienen für sich nutzen ohne mich dafür zu entlohnen.
Auch kostet jeder Zugriff auf eine Seite Energie, die Hardware und die Anbindung kosten auch, während sich Unternehmen wie Google, Yandex oder Bing nicht beteiligen, aber unzählige Aufrufe generieren und, wie im Artikel beschrieben, Informationen aufbereiten und ihrem Kunden direkt anbieten.
Verlagshäuser haben schon angefangen, sich hinter Paywalls zu verschanzen und versuchen die Crawler auszusperren.
Sehr geehrter ContentVerifier,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Es ist bedauerlich, dass Sie negative Erfahrungen mit den Texten einiger Texter*innen gehabt haben, die auf content.de ihre Dienstleistung anbieten. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich noch einmal an Ihren persönlichen Ansprechpartner in unserem Hause, damit wir der Sache nachgehen Sie unterstützen können.
Sollte es Schwierigkeiten mit einigen Texter*innen geben, ist es wichtig, das wir hierüber Kenntnis erlangen, um entsprechende Maßnahmen einleiten zu können. Haben Sie seinerzeit die Revisionsfunktion verwendet? Es wäre schade, wenn aufgrund schlechter Arbeitsergebnisse einiger weniger Texter*innen, alle auf content.de angemeldeten Texter*innen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Marius Ahlers | content.de AG
Wer denkt, dass die Autoren auf content.de Fakten checken und ausführlich recherchieren, der hat scheinbar selbst noch keinen Artikel hier gekauft. Ich selbst habe letztes Jahr fünfstellig in Artikel investiert (ab 4*+ aufwärts) und habe so viele fachlich falsche Inhalte zur Abgabe erhalten, dass ich ChatGPT die deutlich geringere Fehlerhäufigkeit attestieren muss. Zumal, sagt man ChatGPT, dass seine Inhalte fehlerhaft sind, er mittlerweile eigenständig auf Onlinesuche geht und über Bing aktuellen Content screent und seine Ergebnisse anpasst. Der letzte Feinschliff bleibt, aber ChatGPT vs. Autor ist nicht automatisch Laie vs. Ahnung.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei speziellen Themen im Bereich B2B mehr mit spezialisierten Textern arbeite und auch gern mal 200 Euro pro Text ausgebe. Denn die Qualität eines Textes kommt aus der Einzigartigkeit des Contents, die über gründliche Recherchearbeit, Analysen, Thesen, Theorien und Prozessen mit vielen Vorüberlegungen entstehen. Bei Content.de hat man es mehr mit Texter zu tun, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums möglichst zufriedenstellend den Text verfassen. Da kann die Qualität ohne ein gutes Briefing nicht garantiert werden. ChatGPT kann da nicht mithalten, da sie Themen nur auf ihrer eigenen Datenbasis erstellen und sogar bei haarsträubenden Fehlern konsequent durchziehen. Content.de Texte sind da nützlicher, weil sie Unique und eigentlich in ihrem eigenen Texter Stil verfasst wurden. Ich sah allerdings in den letzten Monaten der Content.de Nutzung, dass selbst schwierige Texte auf die Schnelle verfasst wurden oder dass die Anrede wie Sie oder Du schnellstmöglich angepasst wurden. Man merkt als Kunde sehr spürbar den Unterschied zu früher hör ChatGPT. Wenn Texter selbst die AI Tools heranziehen, wo bleibt der Reiz bei Content.de Texte zu ordern? Schnelle Texte sind nicht für mich entscheidend.
@Mel: das ist auch meine Erfahrung. Ich habe inzwischen eine kleine Sammlung von Texten, die sehr nach ChatGPT riechen — Geschwurbel, inhaltslos, sachlich falsch — und ein Blog-Beitrag von Jack Shepherd auf onwords.substack.com mit dem Titel „”Lorem Ipsum” Has a Meaning“ gibt ein Beispiel dafür, dass ChatGPT auch „alternative Fakten“ erfindet. Der Text dreht sich um den von Philippe Cibois aufgedeckten Fakt, dass der Lorem-Ipsum-Text nicht aus dem 16. sondern dem 20. Jahrhundert stammt, kompiliert aus einer zweisprachigen Ausgabe von Ciceros „De Finibus“. In diesem Buch ist das Wort dolorem am Ende einer Seite so getrennt, dass die nächste mit „lorem ipsum“ anfängt und auch der Rest stimmt mit wenigen Auslassungen und Einfügungen überein. Cibois liefert darüber hinaus zahlreiche weitere Indizien und von hier führt die Spur weiter zu Letraset, die den Text in den 1960ern für eins ihrer Produkte (Aufreibebuchstaben) genutzt haben, und Aldus, die ihn in den 1970ern übernommen haben.
Jack Shepherd schreibt nun, dass ChatGPT auf die entsprechende Frage nicht nur die alte Geschichte kolportiert hat, dass der Text aus Anfang 1500 stamme, sondern nennt sogar den Namen eines Druckers, der ihn zusammengestellt haben soll: Aldus Manutius. Der Zusammenhang ist vermutlich die vorgenannte Firma
Fazit: ChatGPT macht offensichtlich _nicht_ alles besser. Es prüft keine Fakten und liefert keine Quellen. Hier müssten menschliche Autoren und content.de m.E. ansetzen. Vielleicht braucht es auch eine gesetzliche Regelung ähnlich der Impressumpflicht, die Quellenangaben vorschreibt, ggfs. einschließlich entsprechend gekennzeichneter, relevanter Zitate, wie in wissenschaftlichen Werken, damit sie nachprüfbar sind.
Ich kann diesem Beitrag – leider – nur zustimmen. Etwas Wichtiges wurde in meinen Augen allerdings nicht hinreichend erwähnt: ChatGPT/KI ist hinsichtlich Fakten absolut fehlerhaft und unseriös. Ich befasse mich in meinem Studium mit dieser Thematik und habe auch privat ChatGPT zu diversen Themen getestet. Viele Behauptungen waren falsch. Manche Behauptungen waren ausweichend oder schwammig. Viele andere meiner Kollegen kamen nach Tests zu ähnlichen Ergebnissen. Setzt ein Unternehmen also ausschließlich auf KI/ChatGPT, riskiert es in meinen Augen seine Seriosität. Selbst wenn man also Texte von ChatGPT erstellen lässt, wird eine ausführliche Recherche, die bislang eben die Autoren vorgenommen haben, nicht ausbleiben.
Und: Ja, der Autorenjob muss auch von den Autoren selbst ernst genommen werden. Es ist traurig, dass manche Autoren das Schreiben als ein “Hobby” oder eine “schnelle Einnahmequelle” betrachten. Solche realitätsfremden Vorstellungen fallen letztendlich auf alle seriösen Autoren zurück.
Ich stimme einigen Kommentaren hier zu: Die Problematik von ChatGPT und des Autorenberufs sollte mehr an die Öffentlichkeit gelangen. Da müsste die Gesellschaft aber zunächst wissen, was ein Autor alles leistet. Ich selbst schreibe sowohl Bücher (Fiktion) als auch non-fiktive Texte für diverse Auftraggeber. So unterschiedlich meine jeweiligen Texte auch sind – Recherche ist in allen Bereichen essentiell. Teilweise gehe ich dabei sogar in Richtung Feldforschung und mache Zusatzausbildungen, um sowohl bei meinen fiktiven Projekten als auch für meine Auftraggeber up-to-date zu sein und einen Mehrwert zu bieten.
Welcher KI ist denn schon der Kunde/Leser wichtig? …
Vielleicht sollten wir uns alle diese Frage stellen.
Fachautoren, wie ich werden trotz KI immer noch gut gebucht. Ich kann mich über Aufträge jenseits von Content und Textbroker nicht beschweren. Das liegt aber insbesondere daran, weil ich in Hochschulzertifikate zu spezifischen Fachthemen investiert habe (Medical Writing, Projektmanagement etc.) und als Fachautor wissenschaftlich arbeiten kann und muss. Wer weiß wie “blöd” ChatGPT in diesem Bereich ist, der findet hier seine zukünftige Einnahmequelle.
Ja, so geht es uns leider allen derzeit. Existenzängste sind gar kein Ausdruck für die aktuelle Situation, wenn man, wie ich, Alleinverdiener ist und einen Hauskredit abbezahlt UND seine Familie ernähren muss. Suche auch schon händeringend nach zusätzlichen Optionen, doch ein Minijob reicht in meinem Fall nicht aus.
Gegen die KI kommen wir Texter nicht an, egal wie wir es anstellen … selbst die Programmierung von WordPress, mit der ich mich derzeit nebenbei beschäftige, wird ja heute schon als “Fertigangebot” verkauft.
Was können wir also tun, außer zu jammern und sehenden Auges in die Pleite zu rennen?
Ich bin der Meinung, dass wir unsere Stimmen in die Presse bringen sollten … sicherlich wird das die Auftraggeber, die günstig “einkaufen” wollen, nicht beeindrucken. Aber wenn wir nichts sagen, dann werden auch die, die eventuell anders denken, nichts von uns hören. Habe auch auf meiner eigenen Website schon einiges darüber geschrieben, doch leider hat die Seite noch nicht die Bekanntheit, dass es sich lohnt. Jeder Texter hat die Möglichkeit, meine Beiträge zu teilen und so einen Beitrag dazu zu leisten, dass unsere Stimmen gehört werden. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir aufbrechen und dass wir uns Gehör verschaffen.