Kennen Sie das? Sie wollen schreiben, finden aber einfach keinen guten Anfang? Die Worte fehlen und nichts geht mehr?
So eine Situation hat wohl jeder, der schreibt oder schreiben muss (zum Beispiel im Studium die Bachelorarbeit oder für den Job einen Online-Artikel über das Unternehmen), schon einmal oder sogar mehrmals erlebt. Man starrt nahezu apathisch auf den Bildschirm oder das leere Blatt und fühlt sich absolut hilflos. An irgendeiner Stelle hakt es und Sie sind momentan nicht dazu in der Lage, auch nur einen einzigen Satz zum jeweiligen Thema zu formulieren. Zumindest glauben Sie das. Das kann jedem passieren. Kleine Textkrisen sind normal, nun kommt es darauf an, dass die kleine Krise sich gar nicht erst zu einer großen auswächst, sondern Sie sie überwinden.
Selbst berühmte Autoren, wie beispielsweise Franz Kafka und Literaturnobelpreisträger Thomas Mann, litten zeitweise unter einer Schreibblockade – Sie sind als Betroffener also in guter Gesellschaft.
Die häufigste Ursache einer Schreibblockade: zu viel Druck
Das Phänomen tritt meistens dann auf, wenn Sie zu viel äußerem oder innerem Druck ausgesetzt sind. Äußerer Druck entsteht beispielsweise durch drohende Deadlines für die Abgabe des Textes bzw. mehrerer Texte: Der Buch-Verleger duldet keinen weiteren Aufschub mehr, der Auftraggeber erwartet Ihre Texte in Kürze, weil er sie online veröffentlichen möchte. Das zuvor vereinbarte, verbindliche Ultimatum rückt immer näher, die Zeit rennt und im Kopf herrscht Stillstand. Dies kann zum Beispiel auch passieren, wenn Sie einen Artikel zum hundertsten Mal mit neuen Worten beschreiben müssen und Ihnen schlicht die Ideen ausgehen (vgl. dazu den Gastbeitrag von Martin Plendl: Wenn Ihnen einmal die Worte fehlen).
Ehrgeiz ist gut – Perfektionismus blockiert
Noch häufiger als äußerer Druck ist jedoch innerer Druck der Auslöser für eine Schreibblockade: Der eigene Anspruch an die zu erstellenden Texte ist hoch, man möchte gerne brillant formulieren und je länger man nachdenkt, desto schwieriger wird es, diesem Anspruch gerecht zu werden. Der perfekte erste Satz kommt einfach nicht, und somit bleibt auch der zweite aus – falscher Perfektionismus und die Angst vor der Kritik des Lesers lähmen Sie. Auch unausgereifte Konzepte, unübersichtliche Materialsammlungen und ungeordnete Ideen erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Schreibblockade enorm.
Die Deadline: Freund oder Feind?
Deadlines beim Schreiben sind eine Herausforderung für Texter! Manche Autoren werden schon beim Gedanken an die nahende Abgabefrist nervös, wenn es mal knapp wird und der Text noch nicht fertig ist. Sie fühlen sich dadurch in ihrer Kreativität beim Arbeiten gebremst und reagieren im schlimmsten Fall mit einer regelrechten Schreiblähmung. Andere hingegen brauchen den zeitlichen Druck nahezu, um zu ihrer schriftstellerischen Höchstform aufzulaufen. Sie sind davon überzeugt, nur unter einem gewissen Druck richtig gut und voller Energie arbeiten und schreiben zu können.
Schon Mark Twain stellte ganz treffend fest „Gäbe es die letzte Minute nicht, so würde niemals etwas fertig.“ Doch was für die einen hilfreich und tröstend ist, versetzt andere noch weiter in Stress oder gar Panik.
So unterschiedlich Charaktertypen und Arbeitsweisen verschiedener Texter sind, so unterschiedlich sind die Ursachen für Schreibblockaden. Manchmal ist zudem gar kein konkreter Auslöser auszumachen. Das sprichwörtliche Brett vorm Kopf scheint aus dem Nichts zu kommen, von einer Sekunde auf die andere ist man „wie vernagelt“.
Jetzt gilt es, sich nicht noch weiter hineinzusteigern, aber auch, nicht einfach in Schockstarre zu verharren.
Gibt‘s doch gar nicht?!? – Mythos Schreibblockade
Die Meinungen darüber, wie man einer Schreibblockade am besten begegnen sollte, gehen weit auseinander. Manch einer behauptet, man könne rein gar nichts dagegen tun, wenn sie einmal da ist, außer abzuwarten, bis sie von allein wieder verschwindet. (Diese fatalistische Gelassenheit können sich im Berufsalltag allerdings die wenigsten von uns leisten). Andere gehen sogar soweit, zu behaupten, die Schreibblockade sei eine Erfindung der Psychologen, die diese unter anderem mit emotionalen Blockaden, Ängsten/Phobien, nicht verarbeiteten Traumata sowie depressiven Störungen erklären. Eine Schreibhemmung bei einem Texter solle, die richtige Haltung zu seiner Arbeit vorausgesetzt, im Grunde genau so selten auftreten wie eine Backhemmung beim Bäcker.
So amüsant und plausibel das für Außenstehende klingen mag, so zynisch erscheint es den Betroffenen. Denn die Erfahrung lehrt etwas anderes: Überall wo ein hohes Maß an Kreativität gefordert ist, können solche Blockaden auftreten. Ein Text soll schließlich – anders als ein Brötchen – immer einzigartig sein, auch wenn bei Serientexten das Grundmuster dasselbe ist. Was man an guten Tagen als kreative Herausforderung betrachtet, kann an schlechteren enormen Druck aufbauen und einen gegebenenfalls kurzfristig überfordern.
Am sinnvollsten erscheint ein gesunder Mittelweg im Umgang damit: Die Krise weder überbewerten, noch ignorieren oder sich ihr tatenlos hingeben. Denn tatsächlich ist die sogenannte sich selbst erfüllende Prophezeiung mitunter dafür verantwortlich, dass sich eine Schreibblockade verfestigt. Wer glaubt, davon schicksalhaft betroffen zu sein und sich im Selbstmitleid verliert, dem wird es auch kaum gelingen, sich aus dem Tief zu befreien.
Im Folgenden haben wir einige bewährte Tipps zusammengestellt, die einer Schreibblockade vorbeugen oder sie lösen können.
Keine Panik! – 10 Tipps gegen Schreibblockaden
- Gründlich recherchieren: Alle wichtigen Fakten zu einem Thema zu kennen, ist die beste Voraussetzung, nicht schon beim Einstieg einen Blackout zu bekommen.
- Strukturiert vorgehen: Machen Sie sich Stichpunkte, sammeln Ideen, visualisieren diese (zum Beispiel mittels Mindmaps) und legen Sie bei längeren Texten eine grobe Struktur fest, bevor Sie anfangen zu schreiben. Zerlegen Sie umfangreiche Text-Aufgaben in mehrere kleine Teilaufgaben.
- Keine Angst vor dem Leser: Nehmen Sie die Perspektive des potenziellen Lesers ein und definieren wichtige Fragen rund um das Thema, über das Sie schreiben. Setzen Sie sich bereits vor dem Schreiben damit auseinander, was Ihre Leserschaft erwartet oder wissen möchte. Dies verringert die Gefahr, dass solche Fragen Sie während des Schreibprozesses verunsichern und an der Ausrichtung Ihres Textes zweifeln lassen.
- Druck vermeiden: Nehmen Sie nicht zu viele Textaufträge an, um gar nicht erst unter Druck zu kommen. Nehmen Sie sich nur so viel vor, wie Sie auch schaffen können, wenn Sie die Arbeit einmal unvorhergesehen unterbrechen müssen.
Wichtig: Planen Sie von Anfang an Pausen ein!
- Möglichst keine Texte zu Themen bearbeiten, für die Sie sich nicht begeistern können. Dieser Tipp gilt insbesondere für Anfänger, da eine Schreibblockade oft vorprogrammiert ist, wenn man sich zum Schreiben zwingen muss.
- Störfaktoren ausschalten: Schaffen Sie eine angenehme Arbeitsumgebung, die es Ihnen ermöglicht, sich voll und ganz auf Ihre Texte zu konzentrieren. (Wenn Ruhe Sie stört, kann dies beispielsweise auch Ihr Lieblingscafé oder ein anderer belebter Ort sein, der Sie inspiriert).
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Nicht während des Schreibens schon korrigieren. Schreiben Sie zunächst die Erstfassung des Textes. Korrekturen können Sie später vornehmen, sodass Sie den Schreibfluss zwischendurch nicht durch wiederholtes Lesen und Korrigieren unterbrechen müssen.
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Ablenkung: Gehen Sie kurz spazieren, nehmen Sie sich Zeit für Entspannungsübungen, trinken Sie eine Tasse Kaffee, lesen Sie in einem guten Buch, schmücken Sie den Weihnachtsbaum oder gönnen sich einen Keks – tun Sie, was immer Ihnen hilft, den Kopf wieder freizubekommen.
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Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Schreiben Sie zunächst einen anderen Text, der Ihnen gerade leichter fällt, wenn es Ihr Zeitplan erlaubt. Das Erfolgserlebnis führt dazu, dass Sie den liegengelassenen Text, der Ihnen Probleme bereitet hat, nun ebenfalls leichter, mit einem besseren Gefühl angehen können. So stärken Sie das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, durchbrechen den Teufelskreis aus gestörtem Arbeitsprozess, Angst und Entmutigung und können wieder neuen Mut schöpfen. Aber: Vermeiden Sie ausgiebige Vermeidungshandlungen. Je länger man eine (Text-)Aufgabe aufschiebt, desto schwieriger erscheint sie letztendlich.
- Der Text kommt beim Tippen: Beginnen Sie und schreiben Sie sich frei! Allein der mechanische Vorgang aktiviert bereits das Gehirn und signalisiert ihm, worum es nun geht. Nutzen Sie Kreativitätsübungen, um wieder in Schwung zu kommen und Schreibblockaden zu lösen: Stift und Papier zur Hand nehmen, zum „Aufwärmen“ Wörter aneinanderreihen, ohne nachzudenken … Hauptsache, Sie schreiben, egal was! Ist das Blatt oder Dokument erstmal „beschrieben“, wirkt es nur noch halb so bedrohlich, als wenn es leer ist. Wenn Ihnen partout nichts anderes einfällt, schreiben Sie eben über Ihre Schreibblockade! Denn: „Über Schreibblockade zu schreiben ist besser, als überhaupt nicht zu schreiben.“ (Charles Bukowski)
Abschließend sei allen Betroffenen und Interessierten die Publikation “Schreibblockade – Tipps, Strategien und Erfahrungen” – E-Book zur Blogparade von Dr. Kerstin Hoffmann empfohlen.
Die Autorin hatte 2013 zur “Blogparade gegen die Schreibblockade” aufgerufen, um gute Tipps zu sammeln. Die Resonanz war überwältigend: Mehr als 80 Autorinnen und Autoren beteiligten sich. Die zu einem E-Book zusammengefassten Beiträge reichen von der Schilderung persönlicher Erfahrungen über Checklisten bis zu Profi-Tipps, wie Sie eine Schreibblockade überwinden.
http://www.kerstin-hoffmann.de/pr-doktor/2013/12/10/e-book-schreibblockade/
Probieren Sie aus, welche Tipps Ihnen am besten helfen, die Schreibblockade zu lösen, wenn es Sie erwischt hat.
Und zu guter Letzt: Bleiben Sie auf dem Teppich und seien Sie gnädig mit sich selbst! So schwer es Ihnen erscheint, wenn Sie blockiert sind: Finden Sie eine realistische Einstellung gegenüber der zu bewältigenden Aufgabe. Übertriebener Perfektionismus und imaginierte Horrorszenarien bezüglich der Folgen des vermeintlichen Versagens sind fehl am Platz und ab sofort tabu!
Was tun Sie gegen eine Schreibblockade?
Lassen Sie die anderen an Ihren Erfahrungen teilhaben und ergänzen Sie unsere Tipps zum Umgang mit Schreibblockaden! Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen.
Alle Jahre wieder …
Das Team von content.de wünscht allen Autorinnen und Autoren sowie Kunden schöne Weihnachtsfeiertage, viel Entspannung, erholsame Pausen und einen guten Rutsch ins neue Jahr (natürlich auch texttechnisch)!
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@ TGK – nö 🙂 Wozu? Lach mich grad wech … in Holstein würden wir sagen auha-auha-auha 🙂
Mich überfällt gerne eine Schreibblockade, wenn mir zu viele Themen im Kopf herumschwirren und ich über viele Dinge gleichzeitig schreiben will, weil ja augenscheinlich alles grad wichtig ist. Da bleibt die Konzentration auf ein bestimmtes Thema total auf der Strecke.
Mir hat es geholfen, eine Liste mit den Themen und entsprechenden Stichworten anzulegen, die ich immer wieder ergänze, wenn sich ein “wichtiger” Gedankengang anschleicht. Danach habe ich eine Gewichtung der Themen vorgenommen und somit meine persönliche Prioritäten festglegt.
So habe ich Druck rausgenommen, den Kopf etwas frei bekommen und es ist nichts verloren gegangen. Und mit dem Schreiben klappt es auch schnell wieder…
Kann diesen Beitrag hier empfehlen noch empfehlen der nützliche Tipps enthält: http://www.derneuemann.net/8-tipps-schreibblockade/3729
@renate:
Schonmal Tomato-timer.com zum Schreiben probiert!?
Moin,
von mir auch ein Frohes Neues Jahr!
Claudia hat recht. Wenn mir zuweilen die Luft ausgeht, weil mir zu Themen wie Haushaltsrollen, Müllbeuteln, Plastikdeckeln für Wegwerfbecher und dergleichen einfach nichts mehr einfallen will oder auch bei mir das Gefühl von “ich habe keinen Bock mehr” hoch kommt, dann verfliegt das meistens, wenn ich einen Ausflug in die Blogs meiner Kollegen mache, mich in sozialen Netzwerken unterhalte oder was in unseren eigenen Blog schreibe .. und schon geht es wieder besser. Das entkrampft das Gehirn und hilft wirklich.
Mehrere Wochen oder auch nur Tage Urlaub waren bei uns seit Jahren nicht drin, aber wären sicherlich nicht schlecht, auch bei meinem Partner, um wieder neue Kraft zu tanken.
LG Renate
Hallo,
wenn ich so etwas lese, steigt in mir leicht die Panik hoch. Ich hatte noch nie eine Schreibblockade und frage mich, ob man auch irgendwie vorbeugen kann?
Und ich gehöre auch zu den Textern, die unter Druck die besten Ergebnisse abliefern. Eine Hausarbeit an der Uni, die am nächsten Tag abgegeben werden muss – da werde ich nochmal reichtig kreativ! 🙂
Einen guten Start ins neue Jahr
Josy
*daumenhoch*
Manchmal hat eine Schreibblockade auch gar nichts mit dem Schreiben selbst zu tun, dann müssen erst die äußeren Widrigkeiten beseitigt oder geklärt werden, bevor es weitergehen kann. Auch ein Urlaub vom Schreiben (mehrere Tage oder Wochen) tut gelegentlich gut.
Stilistische Fingerübungen, der Ausflug in einen anderes, vorerst unbezahltes Genre sind klasse Möglichkeiten, um solche Schreibblockaden zu lösen, bevor sie sich in eine Schreiblähmung auswachsen. Bestimmt finden sich unterm Weihnachtsbaum ein oder mehrere gute Bücher, die den Blick über die Tastatur mal wieder erweitern und neue Inspirationen liefern.
In diesem Sinne wünsche auch ich allen Mitarbeitern und Mitautoren von Content.de ein schönes Fest, eine erholsame Zwischenzeit und einen phantastischen Start im neuen Jahr. Prost!
Claudia G.
Moin,
einen Satz aus diesem Text möchte ich einmal zitieren und dazu etwas sagen:
“Andere hingegen brauchen den zeitlichen Druck nahezu, um zu ihrer schriftstellerischen Höchstform aufzulaufen. Sie sind davon überzeugt, nur unter einem gewissen Druck richtig gut und voller Energie schreiben zu können.”
Diesen Typ kenne ich. Er sitzt und arbeitet nämlich neben mir .. smile.
Das nennt sich .. ich habe keinen Bock, meine Frau macht das schon .. ich habe noch schöne Fotos auf dem PC, die kann ich doch mal sortieren, mich hirnlosen Onlinegames hingeben, mir die Videos bei Facebook anschauen und andere entspannendere Sachen tun als zu texten.
Dieser Typ nimmt nur Texte an, bei denen er mehrere Tage Zeit hat und hier in diesem Portal auch immer nur einen, obwohl er seine Auftragsliste in guten Phasen voll machen könnte. Das verschafft ihm genug Zeit für anderen Quatsch statt arbeiten zu müssen.
Wenn dann die Zeit näher rückt, kann dieser Typ richtig gute Texte schreiben, ich lese sie ja immer vor der Abgabe durch. Oft sind sie besser als meine eigenen. Er könnte mir auch ein guter Teampartner sein, wenn er denn öfter mal in die Hufe käme.
Besonders auf Hochform kann er übrigens auflaufen, wenn die Sparflamme in der Küche und anderswo sogar seinen Tabak betrifft und ich den beim Einkaufen schlicht “vergessen” habe .. lach.
Was ich allerdings sagen muss, ist folgendes. Einerseits schreibe ich gern für Kunden, die ich kenne. Ich kenne es aber auch, dass Texte, die immer nach dem gleichen Strickmuster abgegeben werden müssen, auch bei mir mit der Zeit immer einfallsloser werden. Man laugt sich dabei halt irgendwann aus und braucht mal Abwechslung. Das werden wir alle kennen und ist sicherlich normal.
In diesem Sinne und weil bald Weihnachten ist …
…ein schönes Adventswochenende und tolle Feiertage für alle hier, die Kollegen und auch das Team von Content.
LG
Renate